New Positions 2012: Juergen Staack

Ein flüchtiger Blick in die Ausstellung »Script« von Juergen Staack in der Artothek mag den zufällig vorbei schauenden Besucher ernüchtern. Drei graue Leinwände in der unteren Etage. That’s it? Wer nicht gleich wieder kehrt macht, erkennt auf den grauen Leinwänden vage Schattierungen, vielleicht Schriftzeichen.

 

Am Abend der Eröffnung und am folgenden Tag engagierte der Künstler Juergen Staack acht Performer, die sich unter das Publikum mischten: »Die Frau mit der blauen Tasche kommt näher. Spricht sie mich an?« Beobachter nahmen das Publikum in den Blick und machten es selbst zum Thema. Ihre Eindrücke gaben sie per Headset an je einen »Schreiber« durch, der diese in schwarzen Lettern auf Japanisch, Griechisch, Englisch und Arabisch auf die Leinwand brachte. Nach ein paar Minuten verschwand das Geschriebene wieder.

 

»Wo fängt ein Bild an?«, fragt der Düsseldorfer Künstler, der eine klassische Fotografenausbildung durchlief und bei Thomas Ruff und Christopher Williams an der Kunstakademie Düsseldorf studierte. »Ich selbst kann Bilder besser imaginieren, wenn ich nur eine Beschreibung höre«, sagt Staack. »Script« transformiert flüchtige Bilder von Sprache in Schrift und lässt sie wieder verschwinden — was bleibt sind Bilder, die keine materielle Basis mehr haben.

 

Staack erhielt 2012 den »Audi New Positions Award« der Art Cologne für seine Arbeit »Wei« in der Förderkoje seiner Galerie Konrad Fischer: In China annoncieren Tagelöhner ihre Dienstleistungen auf Hauswänden, ständig Beauftragte der Stadt im Nacken, die sich beeilen, die Anzeigen zu überpinseln. Staack erkannte in den Übermalungen abstrakte Bilder und kombinierte sie mit den Telefonstimmen der Arbeiter zu einer Installation.

 

Mit »Wei« fand Staack eine Übersetzung, die viel Freiraum für die eigene Imagination lässt. In der Artothek fordert er ebenfalls spannende Denkprozesse heraus, doch läuft die Ausstellung — gerade im Anschluss an die eindrückliche Per­formance — Gefahr, den Besucher mit etwas zu viel Konzept und et­was zu wenig Bild zurückzulassen.