Identitätssuche

Ein Geburtstagsbesuch in der Jubiläums­ausstellung des Kölnischen Stadtmuseums

Mein junger, aber museums­erfah­re­ner Gast aus Brüssel fragte, ob ich ihr den Besuch des Stadtmu­seums empfehlen könne. Ich befürchtete Karnevalsüberdruss und zu viele Kölsche Tön, und warnte, um Er­wartungen zu dämpfen, dass hier wie in vielen Häusern dieser Art die Präsentation nicht auf der Höhe der Zeit sei. Doch sie war ernsthaft an Kölner Stadtgeschichte interessiert, auch fände sie gerade solche »Dinosaurier-Museen« reizvoll, die mit klassischen Vitrinen und ohne interaktive Screens auskommen.

 

Es lag also nicht an meiner Skepsis, dass der Museumsbesuch schließlich doch nicht zustande kam. Aber ich beschloss, für meine nächste Touristenempfehlung frische Eindrücke zu sammeln. Ist das im historischen Zeughaus beheimatete Museum überhaupt noch Dinosaurier oder schon moderne »Erlebniswelt«? Vor Ort zeigt sich: Mit seiner Jubiläumsausstellung »125 mal gekauft — geschenkt — gestiftet«, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Sammlung zeigen soll, hat sich das Museum viel vorgenommen. Vielleicht ein bisschen zu viel.

 

Im Inneren des interessanten, aber verotteten Gebäudes erwarten mich 125 Exponate und ein Leitsys­tem aus poppigen Farben, aufge­kleb­tem Zeitstrom, Wandtexten und vielen kleinen und großen Themen: Arbeiterbewegung, französische Besatzung, jüdisches Le­ben, Ernährung, Kleidung, Wohnen, Karneval. Es soll die eigene Geschichte erzählt werden, etwa des Standorts (erst in der Hahnentorburg, dann Eigelsteintorburg, Deut­zer Kürassiere, schließlich Zeughaus), aber auch der zeitliche Hintergrund von Alltagsgegenständen und Dokumentationsmaterial und schließlich der Weg der Exponate in die Sammlung.

 

Das Prinzip »Für jeden Besucher ist etwas dabei« geht dabei sicherlich auf, es sind herausragende Objekte wie die riesige »Rote Fahne der demokratischen Gesellschaft« von 1848 oder die mit Hakenkreuz versehene Ratsgestühlwange von 1938 darunter. Eine sinnliche Geschichte wird in der Ausstellung aber leider nicht erzählt. Stattdessen will man den Erwartungen an ein heutiges Museum — Stichwort interaktiv — mit zu viel Ausstellungsdesign und technischen Spielereien gerecht werden. Da halten die einzelnen Exponate nur selten stand.

 

Nicht nur mein belgischer Gast dürfte sich angesichts so vieler Ansprüche doch wieder ein bisschen mehr alte Museumsschule wünschen. Ein Ausblick auf ein neues schlüssiges Gesamtkonzept für das Stadtmuseum — und daran führt kein Weg vorbei — ist diese Präsentation noch nicht.