Passagen 2003

Das Ausstellungsprogramm zeigt

vom 13.-19. Januar Interior Design

parallel zur Möbelmesse

Casa Cane hat kein Geld. Die 14. Auflage von Passagen muss diesmal ohne den Publikumsfavoriten der vergangenen Jahre stattfinden. Ans Eingemachte war die sympathische Kölner Tischlertruppe schon letztes Jahr gegangen, als sie mit »Fallobst« zu Mobiliar verarbeitetes Obstholz zeigte. Jetzt wird Casa Cane nur zehn Sammelbüchsen aufstellen. Wo sie Teuros sammeln wird, verrät selbst das Passagen-Vademecum nicht. Mehr als nur wahrscheinlich aber wird man über sie stolpern auf den Passagen, die diesmal komprimierter stattfinden in innerstädtischen Galerien, Einrichtungshäusern, Instituten und Läden. Trotzdem gibt es immer noch genügend Gründe für einen Passagen-Rundgang.
Motivierend dürfte sein, eine Alternative zum Geschmacksdiktat skandinavischer Möbelunternehmen zu finden. Nie mehr unvollständige Möbelbausätze mit unbegreiflichen Namen zusammenschrauben zu müssen, ist verständlicherweise verlockend. Individuelle Produktkonfiguration bietet etwa c-meobel.net an (alle Adressen s.u.): Via Internet kann man sein Wunschmobiliar millimetergenau zusammenstellen. Eine ebenso flexible Gestaltung der eigenen »Wohn- und Arbeitswelten« ist mit Hilfe der schlichten Wohnklotzmodule von Klotzgut möglich. Mit Raumteilern, den Klassikern des Mobilmobiliars, hilft 2Dhoch3 und Chang13°, ganz persönlichen »sense of style« zu entwickeln. Aber auch Badewannen sollten verrückbar sein, um mit ihnen zwischen kleinen Stadtwohnungen in Zürich, London, Paris und zwischen Balkon und Kamin hin- und her zu ziehen. Bei Werkstatt Gnausch kann man sie sich einpacken lassen. Spartanisches Großstadtnomaden-Mobiliar bleibt Trend. Schon auf der letzten Internationalen Möbelmesse, die ab sofort nur noch imm cologne heißt, lancierten die interessantesten Designkonzepte eine neue Ästhetik der Bescheidenheit. Nicht zuletzt, weil sich die Krise der New Economy eben auch im Wohnzimmer breit macht. Eher gegen den Überfluss an Design als an Mobiliar hat Silke Wawro ein »Wohnset« entwickelt. Untrendig fordert sie einen alternativen Standard des Wohngeschmacks durch »Volksware«.
Wer Kaufentscheidungen vertagen, besser noch vernachten möchte, sollte im
Hotel International des gerade in Köln International School of Design umbenannten Fachbereichs Design der FH Köln residieren. Mit Personal und Gästen kann man an der Hotelbar Gestaltungsfragen in toto ausdiskutieren. Oder man geht erst mal eine »Tischaffäre«, vom Möbel-Label Liebschaften im Restaurant Mandalay arrangiert, ein. Auch die Lounge in der Schau »Ettore Sottsass & Associati« im Museum für Angewandte Kunst, die der große Formgeber und Architekt Sottsass extra designt hat, ist eine Alternative. Zumal, wenn man zuvor das unglaubliche Spektrum Sottsass’scher Möbelprototypen und Architekturmodelle gesichtet und festgestellt hat, dass es fast kein Genre gibt, an dem der Maestro nicht mitgestaltet hat. Das gilt selbst für Alessis omnipräsente Parmesandose, die sich auch hervorragend als Marmeladentopf macht. Überhaupt sind die »Cocktails« der Passagen, die es täglich schon ab 16 Uhr gibt, mindestens der zweitwichtigste Beweggrund, sich mit der parallel offerierten Einrichtungskultur zu befassen. Freie Drinks und »freier Umgang« mit 1-4ZKB-Lebensraum dürften nicht nur Casa Cane freuen.

Das Passagen-Vademecum, das alle Orte, Daten und »Cocktails« verzeichnet, liegt in den teilnehmenden Einrichtungshäusern,
Galerien und Museen aus. Das komplette Programm im Netz: www.voggenreiter.com

c-meobel.net: galerie bbk/Stapelhaus
Frankenwerft 35
Klotzgut: Salon Deluxe
Limburger Str. 2
2Dhoch3 / Chang13°: Xhibition Shop/Galley/Atelier
Palmstr. 45
Werkstatt Gnausch: Galerie Aurel Scheibler
St.-Apern-Str. 20-26
Silke Wawro – »Volksware«: Galerie Karl
Brüsseler Str. 25
Köln International School of Design (KISD) – »Hotel International«: Ubierring 40
Liebschaften – »Tischaffäre«: Restaurant Mandalay
Brüsseler Str. 53
Museum für Angewandte Kunst
An der Rechtsschule 5