Gertrud #3: Isabel Kerkermeier

Zeitgenössische Kunst im Kirchenraum hat in Köln mit der Kunst-Station Sankt Peter ein großes Vorbild. War es hier der Jesuitenpater Friedhelm Mennekes, der fast zwanzig Jahre dem Profanen im Sakralen zur Entfaltung verhalf, so kam der Impuls für den Einzug der Kunst in St. Gertrud von außen.

 

Der Galerist Sven Ahrens hatte die von Gottfried Böhm Anfang der 60er Jahre erbaute Betonkirche im Agnesviertel als Ort des Sinnens für sich entdeckt. Bis die Galerie Hammelehle und Ahrens die nur noch sporadisch für Gottesdienste genutzte Kirche dann 2010 erstmals mit künstlerischen Setzungen bespielen durfte, vergingen drei Jahre mit viel Überzeugungsarbeit beim Erzbistum. 

 

Die Geduld hat sich gelohnt. Nach Jan Scharrelmann und Vincent Tavenne nimmt sich diesmal Isabel Kerkermeier (*1963) des asymmetrischen Innenraums an. Keine leichte Aufgabe in diesem höchst eigenwilligen, in seinem Ausmaß monumentalen Raum.

 

Kerkermeier akzentuiert den tiefer gelegenen Gemeindebereich mit einer Werkgruppe aus Gartenmobiliar. Ihre verspielten, im Grundton weißen und hellfarbigen Skulpturen entfalten vor der brutalistischen Architektur ihren besonderen Reiz. Die in den Raum mäandernden Linien und Flächen bieten niemals konkrete Deutungen, sondern lösen eine Kette von Assoziationen aus. Man umschreitet die Raumzeichnungen, verfolgt die verschiedenen Richtungen, in die ihre Elemente weisen, ergründet die vielen Materialien und deren Herkunft, spürt vielleicht Irritationen der eigenen Wahrnehmung, gewiss aber jede Menge Energie und Lebendigkeit. 

 

Muss man gläubig sein, um hier berührt zu werden? »Sehen so vielleicht Engel aus?«, lautete die Gegenfrage von Pastoralreferent Norbert Bauer bei der Ausstellungseröffnung. Fragen und Zweifeln verbindet Kunst und Religion. Kerkermeiers Arbeiten profitierten von diesem Kontext — und umgekehrt. Ahrens hat mit seiner Idee viel bewirkt. Das Projekt »St. Gertrud: Kirche + Kultur« beinhaltet nicht nur Ausstellungen. Die katholische Kirche hat sich inzwischen für Theater, Konzerte und Architekturführungen geöffnet, und nicht nur Pfarrer Müller hält seine Hand schützend darüber.