Foto: Manfred Wegener

Koi-Karpfen im Nymphenbrunnen

Die Unternehmerfamilie Lammerting hat in Braunsfeld einen beeindruckenden

englischen Garten angelegt. Manchmal können ihn auch Normalbürger besichtigen

Wenn einem reichen Briten langweilig ist, legt er einen Garten an. Die Gartenbaukunst auf der Insel ist weltberühmt, und hinter so manch hoher Mauer in England verbirgt sich ein weitläufiger Privatpark mit Heckenlabyrinthen, originellen Themengärten und in verrückte Formen geschnittenen Buchsbäumen. Viele Engländer sind so stolz auf ihre Perlen der Gartenkunst, dass sie sie gerne herzeigen. Aus diesem Grund haben sie den »Open Day« erfunden, den Tag der offenen Gartenpforte, an dem es jedem BesucherInnen erlaubt ist, durch die kunstvoll gestalteten privaten Anwesen zu spazieren, an fremden Blumen zu riechen und womöglich an einer freundlich gereichten Tasse Tee zu nippen.

Deutlicher Willen zur Repräsentation

Inspiriert von ihren Streifzügen durch die Highlights der englischen Gartenbaukunst hatten die Wahlkölnerin Kristin Lammerting und ihr Mann Udo vor knapp zehn Jahren die Idee, einen solchen englischen Garten auch in Köln anzulegen. Ihr Grundstück in Braunsfeld war – ebenso wie das Budget – groß genug, also planten und realisierten sie gemeinsam mit dem niederländischen Landschaftsarchitekten Jörn Copijn eine eigene Anlage.
Das Ergebnis ist beeindruckend. Durch den Zukauf angrenzender Grundstücke und mit großem finanziellen wie technischen Aufwand entstand mitten in Braunsfeld ein fußballfeldgroßes Anwesen, das die Liebe der Besitzer zu den bereisten englischen Gärten erkennen lässt – aber auch den deutlichen Willen zur Repräsentation: In der Mitte des Gartens steht ein auf alt getrimmter Nymphenbrunnen, in dessen Wasser sich edle Koi-Karpfen tummeln; die Hundehütte der mittlerweile verstorbenen Dogge Simba ist eine Miniaturausgabe des Wohnhauses der Gartenfreunde: einer Villa im Stile Palladios.

Führungen nach Absprache

In der gärtnerischen Gestaltung der Anlage zeigt sich jedoch durchaus Geschmack und große Sachkenntnis. 13 gekonnt gestaltete Themengärten schaffen unterschiedliche Stimmungen. Neben Duft-, Kräuter- oder Schattenbereichen entstanden auch monochrome Gartenzimmer wie der Gelbe und der Weiße Garten (eine Hommage an Sissinghurst, den berühmten Garten der Schriftstellerin Vita Sackville-West), oder der verträumt-romantische Wassergarten. Ebenfalls sehenswert ist die umfangreiche Rosensammlung.
Nach bester britischer Tradition steht auch die Lammertingsche Gartenpforte zeitweise offen. Während der Gartensaison bietet die Hausherrin Gruppenführungen nach Absprache an. Ganz billig ist das Gartenvergnügen jedoch nicht: Der Eintrittspreis von 20 Euro pro Person erscheint recht hoch, dient aber einem guten Zweck: dem Kölner Zentrum für Früherkennung und Frühförderung, das Kleinkindern mit Entwicklungsstörungen hilft.
Im Preis enthalten ist eine echt englische Tea-Time mit selbst gebackenen Scones, die dem erschöpften Besucher nach anderthalb Stunden Besichtigung serviert wird. Very British. Have a nice day!

Info
Besichtigungstermine (bis einschließlich September) nach Absprache. Birgit Cremer, Lammerting Industriebau AG,
Tel. 485 11 14, E-Mail: b.cremer@lig.de
Buchtipp
Kristin Lammerting/Sabrina Rohte: Ein englischer Garten in Köln, Dumont, Köln 2002, 160 S., 84 farb. Abb., 39,90 Euro.