Lichtmaler der Surrealisten

Der Fotograf Man Ray im Max Ernst Museum Brühl

»Erotique voilée«, eine der bekanntesten Fotografien von Man Ray (1890-1976), zeigt die Künstlerin Meret Oppenheim lasziv an das Rad einer Druckerpresse gelehnt. Während von der Seite stumpfe Zahnradkanten ins Bild ragen, scheint sich ihr weicher Körper mit den stählernen Bolzen des Metallrades zu vereinen. Auf ihrem Körper ist stellenweise kaum auszumachen, was reale Druckerschwärze und was Schatten der fotografischen Inszenierung ist.

 

Durch seine dramatische Lichtinszenierung setzt Man Ray die erotische Annährungen des Frauenaktes mit der Maschine, und damit zweier grundlegend verschiedener Wirklichkeiten, in Szene — ein metaphorischer Ansatz, der auch in den Werken seines Freundes Max Ernst immer wieder eine Rolle spielt. Diese Verwandtschaft verfolgt das Max Ernst Museum in Brühl, das derzeit in einer Ausstellung zeigt, wie Man Ray in den 20er und 30er Jahren die Fotografie von dem Anspruch befreite, nur die Wirklichkeit abzubilden. Anhand von rund 150 Abzügen wird deutlich, dass Man Ray mithilfe neuartiger Techniken die bis dahin dominierende Funktionszuschreibung der Fotografie als abbildendes Medium grundlegend in Frage stellte. 

 

Ende der 20er Jahre arbeitete die bekannte Kriegsfotografin Lee Miller als Assistentin für Man Ray in Paris und wurde seine Geliebte. Mit ihr verfeinerte er die Technik der Solarisation, bei der Teile der Fotografie stark überbelichtet werden. In den so bearbeiteten Akten und Portraits, die er teilweise von Miller selbst anfertigte,  heben sich die scharf konturierten Körperteile schwebend ab und erzeugen den Eindruck, sie seien mit Licht auf den Bildträger gemalt. Auch Man Rays virtuoser Einsatz der »Rayographie«, mit der Objekte ohne Kamera direkt auf Fotopapier belichtet werden, verdeutlicht in der Ausstellung seine surrealistische Prägung. 

 

In Brühl reihen sich zu den Schlüsselwerken surrealistischer Fotografie zahlreiche Portraits der Surrealisten, die Man Ray von seinem Freund Max Ernst, genauso wie von Marcel Duchamp, André Breton, Salvador Dalí, aber auch von den Frauen, Musen und Geliebten der Surrealisten machte. Einerseits arbeitet Man Ray bewusst mit dem Einsatz von Fehlern im Entwicklungsprozess, um die Fotografie von ihrer Abbildfunktion zu befreien. Andererseits ist Man Ray Dokumentarist, der dem Paris der Surrealisten ein Gesicht gibt.