»Es mag genial werden«

Zum Jahresbeginn wagten Leiter Dietmar Kobboldt und der Dramaturg Tim Mrosek von der studiobühneköln ein Experiment. Nach Vorbild des 100°-Festivals der Berliner Sophiensäle und des HAU initiierten sie »fünfzehnminuten«. Ein neues Format für Nachwuchskünstler aus Nordrhein-Westfalen, dessen zweite Ausgabe im November anläuft.

 

Es gibt keine Kuratoren, jeder kann sich bewerben. Hauptsache man ist fix. In Köln schaffen es die ersten sechzig Bewerbungen ins Programm. So steht das amateurhafte neben professionellen Performances, Lectures und Installationen — alles ist möglich in dem vorgeschriebenen Slot einer Viertelstunde. So weit, so wow.

 

Was wir dann im Januar sahen, war großartig. Die Studiobühne wandelte sich zu einem theatralen Woodstock en miniature. An drei Tagen flossen die Besucherströme munter durch den Theatersaal, Probebühne oder die kleine Schmiede im Keller. Gespielt wurde bis tief in die Nacht. Selten wurde im Café so rege diskutiert, soviel Kaffee und Kölsch getrunken oder auf den nächsten Short-Cut dieser vielen No-Names und Newcomer gewartet. »Das ist wie eine Wundertüte. Es mag genial werden, es kann Dir tierisch auf die Nerven gehen — immer aber ist es eine Überraschung«, beschreibt eine Besucherin das Happening.

 

Der Preis des Festivals ging an FANG, eine elfköpfige Gruppe aus Literaturbloggern, dessen Short-Cut »Ich mag Wagner« im September als Theaterabend zu sehen gewesen ist. Das Kollektiv versucht sich an einer performativen Reflexion auf die Rezeptionsbedingungen eines durchschnittlichen Zuschauers. Dieser sitzt auf der Bühne und kommentiert kernig Filmschnipsel aus »Parsival« oder dem »Ring«, die großflächig projiziert werden. Zwar geht der Text kaum über Plattitüden hinaus, doch die Idee, dass ein Darsteller einen Zuschauer spielt, ist charmant. Zeit, ihren Abend weiterzuentwickeln, bleibt FANG noch. Ihr Stück läuft im Rahmen von west.off 2013. Die Teilnahme gehört zum Gewinnerpaket.