Bar statt Bühne

»Der klassische Lesungsbesucher ist immer noch eine Frau um die 50«, sagt Bettina Fischer. Klar, das könne man nicht generalisieren, und je nach Veranstaltung sei das auch unterschiedlich, sagt die Leiterin des Kölner Literaturhauses. Aber im Kern stimmt es eben doch. Junge Menschen (jung meint hier: diesseits der 30) haben den Lesungsbesuch nicht ganz oben in ihren virtuellen Planern stehen.

 

Den nächsten Versuch, dieses Unverhältnis aufzuweichen, unternimmt das Literaturhaus in Zusammenarbeit mit der Universität Köln ab Ende Oktober in der neuen Reihe »Schön, dass du fragst«. An vorerst drei Terminen werden der Schriftsteller Joachim Geil (31.10), der Lyriker Tom Schulz (12.12) und die Dramenautorin Daniela Dröscher (30.01) am Nachmittag ein Germanistik-Seminar an der Universität besuchen, am Abend dann lesen und im Gespräch mit Marie T. Martin und Stefan Swat über ihre Bücher und den Schreibprozess plaudern.

 

Auch an der Uni erhofft man sich einen Mehrwert von den Veranstaltungen. Statt bloßer Texte gibt’s auch die Autoren dazu ganz greifbar. »Ich möchte mehr Interesse für Gegenwarts-Literatur wecken«, sagt Dozent Christoph Hamann, selbst auch Schriftsteller. Die Treffen mit den Literaten sind umso spannender, als die Studierenden im Seminar auch selbst literarische Texte verfassen sollen. »In gewisser Hinsicht ist das auch eine Schreibwerkstatt«, so Hamann.

 

Als Veranstaltungsort hat man sich ganz bewusst Orte ausgesucht, die nicht sofort mit Literatur zusammen gedacht werden, erklärt Bettina Fischer. Statt der üblichen Verdächtigen wie Belgisches Haus oder Kulturkirche geht’s ins Café Lichtung in der Südstadt und die Bar Nachtigall in Ehrenfeld. »Legerere Orte«, wie Fischer sagt. Für jede Veranstaltung ist ein anderer Ort vorgesehen, es soll in jeder Hinsicht eine bewegliche Reihe sein, so Fischer.

 

Und eines ist sicher — junge Menschen werden kommen: Die Teilnahme an den abendlichen Veranstaltungen ist für Seminars-Teilnehmer verpflichtend.