Stipendien der Stadt Köln

Auf den ersten Blick wirken die Zeich--nungen, die Christine -Moldrickx von Tageszeitungen anfertigt, wie Xerox-Kopien. Sei es die Titelseite der FAZ oder die Jobbörse einer Lokalzeitung — die Düsseldorferin paust jeden Buchstaben, jede Linie, jedes Bild detailgetreu ab. Der Reiz der Abdrucke liegt in den minimalen Abweichungen, die aus der Handarbeit resultieren. »99 Prozent von dem, was ich mache, ist schon da, ein Prozent ist von mir«, erklärt die 1984 geborene Künstlerin ihre Herangehensweise.

 

Seit einiger Zeit ist neben Papier vor allem Alufolie ihr Medium, ein Material, auf dem ihre Zeichnungen wie Druckbögen wirken. Neben Buchstaben formt die Akademie-Absolventin auch Objekte damit ab, gibt Zartem Gewicht oder höhlt Schweres aus, bis es in sich zusammen sackt. 2012 zeigte sie mit »Pieces of crab« im Kunstverein Ahlen eine Alu-Unterwasserlandschaft aus Krebsen, Nikoläusen, Kettengliedern, Tischen und Fahrradreifen. Das könnte morbide anmuten, reflektierte das rote Licht im Raum nicht auf den metallenen Formen und schenkte ihnen ein seltsam glühendes Eigenleben. 

 

Weniger an Material als an den immateriellen Prozessen des globalen Marktes interessiert ist Aino Korvensyrjä. Die Absolventin der KHM spielt mit Formaten, die man im traditionell an der Malerei orientierten Rheinland nur selten im Kunstzusammenhang antrifft: Skype-Konferenzen, Workshops, Busführungen, Unterrichtsstunden, Text. In solchen diskursiven Situationen setzt sich die 1979 geborene Finnin kritisch mit den großen Kreisläufen unserer Welt auseinander, seien es Geldflüsse, Information, Menschen, Güter oder Energie. 

 

Alles Themen, die sie schon seit ihrem Studium der Sozialwissenschaften, Philosophie und Geschichte beschäftigen: »Meine Praxis ist eine Art performative Wissensvermittlung, die offen bleibt und viel mit dem Kuratorischen, Pädagogischen, Aktivistischen und Wissenschaftlichen zu tun hat.« Mit Anleihen aus marxistischer Geographie und feministischem Vitalismus durchbricht Korvensyrjä immer wieder die Grenzen zwischen Kunst und Aktivismus. Diesen Monat stellen die beiden Kunst-Stipendiatinnen ihre Arbeiten öffentlich vor.