Republik der Verrückten

»Es lohnt sich auf jeden Fall, Persisch zu lernen. Das ist eine tolle Sprache, und es bietet zudem eine faszinierende Literatur«, sagt Oliver Kontny. Doch den 39-jährigen Berliner interessieren nicht nur die Sprache und Literatur: Kontny beschäftigt sich mit den politischen Verhältnissen im Iran. Im Rahmen eines internationales Projekt des schwedischen Theaters Riksteatrn hat Oliver Kontny das Hörspiel »Republik der Verrückten« umgesetzt. Es geht um die Grüne Revolution von 2009, auf deren Scheitern zahlreiche Menschenrechtsverletzungen des Regimes folgten. Grundlage sind die Erfahrungen von Flüchtlingen: die Mutter, die sich für ihren schwulen Sohn einsetzt; die 16-Jährige, die ihren Vergewaltiger erschlägt; der depressive Student, der im Park einen Mann küsst; der  Richter, der immer wieder Frauen zum Tode verurteilt. 

 

Ein Ensemble postmigrantischer Sprecher, darunter die Schauspielerin Jasmin Tabatabai, vertont diese Geschichten. Dabei geht es ihnen wie dem Autor Kontny darum, Positionen zu hinterfragen, Reflexion statt Betroffenheit zu erreichen. So entwickeln sie eine eigene Haltung gegenüber dem Stoff, den sie erzählen. 

 

Wichtig war Kontny, zumal bei einem politischen Hörspiel, nicht in Naturalismus zu verfallen. Er hat stattdessen die Erfahrungen der Flüchtlinge mit dem persischen Liebesepos von Madjnun und Laila verwoben und damit eine weitere Dimension geschaffen. Zusammen mit dem Komponisten Marc Sinan reicherte Kontny den Stoff mit einer Musikkulisse aus klassisch-persischen Miniaturen sowie einfühlsamen bis brachialen Klängen an.

 

Kontny, der mit seinem Regiedebüt für den Deutschen Hörbuchpreis 2014 nominiert wurde, möchte so dem verbreiteten Bild des Irans etwas entgegensetzen. Damit helfe er den Menschen mehr, als wenn er die Klischees bestätige, so Kontny. Bei der Präsentation des Hörspiels freue er sich vor allem auf die Reaktionen des Publikums und die anschließenden Diskussionen. »Wenn es diese Form der Vorführung nicht gäbe«, sagt Kontny, »würden mir Hörspiele keinen Spaß machen.«