Zu wenig Platz: Wohncontainer für Flüchtlinge | Foto: Stadt Köln

Leben im Kastensystem

Die Stadt Köln hat neue Standorte für proviso­rische Flüchtlings­unterkünfte vorgestellt


Aus 136 wurden 75. Aus 75 wurden acht. An acht Standorten will die Verwaltung ab April mit dem Bau neuer Wohnungen für Flüchtlinge beginnen. Ein »schlichtes, modernes Wohnhaus« nennt Sozialdezernentin Henriette Reker (Grüne) die aus verschiedenen Containermodulen zusammengesetzten Unterkünfte, die Anfang August bezogen werden sollen.  Die Kriterien für die Standorte: Groß genug sollten sie sein, ÖPNV-Anschluss und Einkaufsmöglichkeiten sollen vorhanden sein, auch der bisherige Anteil an Flüchtlingen im Stadtteil spielte eine Rolle. »Wir haben die Debatte versachlicht«, kommentierte Reker den Prozess. »Wir haben die Kriterien beim Runden Tisch für Flüchtlingsfragen besprochen«, meint Claus-Ulrich Prölß vom Flüchtlingsrat. »Es ist gut, dass sie jetzt erstmals angelegt werden.« Trotzdem konnte kein Grundstück gefunden werden, das allen Kriterien genügt.  

 


Der CDU fehlt dagegen mal wieder die Systematik. Die Initiative der Verwaltung sei »eine Aufzählung von Einzelstandorten«, die ihm zudem erst kurz vor der Pressekonferenz vorgelegt worden sei, berichtet der Fraktionsvorsitzende Winrich Granitzka. »Es fehlt ein Gesamtkonzept«, befindet er. Sein Konzept sieht unter anderem eine Unterbringung in der Luftwaffenkaserne in Porz vor. Dort könne man Wohnraum für 80 weitere Menschen schaffen.

 


Von einem »Gesamtkonzept« kann man jedoch auch bei Granitzka nicht sprechen. Schon jetzt ist absehbar, dass die Stadt Köln trotz der neuen Wohnungen nicht genügend Plätze für Flüchtlinge hat – egal, ob man eine Kaserne dazunimmt oder nicht. Knapp 600 Menschen können in den Neubauten wohnen, das wird jedoch nichtmal für die 862 Flüchtlinge langen, die heute noch in Hotels und Pensionen untergebracht sind. Die Stadt geht davon aus, dass pro Monat 65 weitere Flüchtlinge in der Stadt eintreffen. Sollten die neuen Unterkünfte wie geplant Anfang August bezogen werden, müssten noch einmal mindestens 330 Flüchtlinge untergebracht werden. »Diese Zahl ist zu niedrig angesetzt«, meint dagegen Claus-Ulrich Prölß.

 


Die Konsequenz ist, dass die eigentlich baufällige Unterkunft an der Xantener Straße weiterhin genutzt werden muss. »Wir haben da keine Reserven«, bekennt Sozialdezernentin Henriette Reker. Jörg Detjen von der Linkspartei zeigt Verständnis für die Verwaltung: »Das geht nicht schneller, auch die haben zu wenig Personal.« Ähnliche Probleme sind auch für die lange Verweildauer der Menschen in der Massenunterkunft an der Herkulesstraße verantwortlich: Die Bezirksregierung in Arnsberg, die entscheidet, welcher Gemeinde die Flüchtlinge von der Herkulesstraße zugewiesen werden , kämpft mit Personalmangel und veralteter Software.

 


Am 8. April wird der Rat über die 13 Millionen teuren Baumaßnahmen abstimmen. »Danach sollte der Weg zurück zu den Kölner Leitlinien zur Unterbringung von Flüchtlingen führen«, meint Claus-Ulrich Prölß. Dort ist die Unterbringung in normalen Wohnungen als Ziel festgelegt.