Getragen von der lokalen Szene: Norbert Oberhaus und Joachim Vranken | Foto: Manfred Wegener

Dom 3.0

Im Mai findet die zweite Interactive Cologne statt. Wir haben mit den Veranstaltern gesprochen

Kreativer Nukleus, Maintracks, Digital Society — auf der Homepage zur Interactive Cologne finden sich jede Menge Schlagwörter. Übersetzen Sie doch mal für uns: worum geht es beim Festival?

 

Joachim Vranken: Die Kernfrage ist: wie verändert die Digitalisierung unsere Gesellschaft? Ein Großteil der Musikkommunikation findet im Internet statt, klassische Handelsformen verändern sich — Stichwort »E-Commerce«. Diesen Transformationsprozess stellen wir ins Zentrum unserer Veranstaltung.

 

Was sind denn die inhaltlichen Schwerpunkte?

 

Vranken: Bisher wurde immer in einzelnen Silos diskutiert. Die Medienleute konferieren darüber, wie das Internet die Medienlandschaft verändert. Die Musikleute erörtern, wie sich die Digitalisierung auf die Musikwirtschaft auswirkt. Wir wollen auf unserer Konferenz im Querschnitt diskutieren und schauen, wie die Themen Kreativität, digitale Gesellschaft, Medien und Mobilität zusammenhängen.

Norbert Oberhaus: Das Programm ist sehr interaktiv. Die Besucher können mitgestalten und diskutieren. Wir organisieren zum Beispiel einen sogenannten »Hackathon«. Hier treffen sich Entwickler, um verschiedene Aufgabenstellungen zu bearbeiten und weiterzuen­t­wickeln.

 

Frauen als Programmierer sind auch ein Thema. So wird  die Railslove-Macherin Liane Thönnes sprechen, die Frauen das Programmieren näherbringt . Worum geht es Ihnen bei dem Fokus auf Frauen?

 

Vranken: Generell ist das Problem, dass es für digitale Berufe kaum klassische Ausbildungswege gibt. Zudem verdoppelt sich das Wissen im Schnitt alle zwei Jahre. Hier sind die Unternehmen gefordert, für Frauen, die in diesem Bereich Karriere machen wollen, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen. Zum Beispiel indem sie in Weiterbildung investieren.

 

Wie wirkt sich das Festival auf die Szene aus?

 

Oberhaus: Letztes Jahr wurde die Interactive Cologne sehr von der lokalen Szene getragen. Damals haben wir die Idee ohne finanzielle Förderung nach vorne gebracht. In diesem Jahr bekommen wir Zuschüsse vom Land NRW und kooperieren auch mit dem Medienforum NRW. Insofern docken wir auch an die etablierte Medien- und Kreativwirtschaft an.

 

Die Hacker-/Nerd-/Programmierer-Szene ist dezentral, vernetzt sich sowieso ständig. Wieso braucht Köln so ein Festival?

 

Vranken: Der Hintergedanke ist, dass wir Köln als Standort eine größere Sichtbarkeit verleihen wollen. Wir stehen durchaus in einem Wettbewerb zu anderen Standorten weltweit. Es geht immer um die Frage, wie attraktiv eine Stadt für Unternehmen, junge Leute und Investoren ist. Köln war schon immer ein perfekter Standort, um Technologie und künstlerische Kompetenzen zusammenzubringen. Der Bau des Kölner Doms war im Jahr 1100 das Hochtechnologischste, was man sich überhaupt hätte vorstellen können. Wir haben hier bis heute eine einzigartige Mischung von kreativen Leuten und großen Unternehmen. Das wollen wir zeigen.

 

Welche Entwicklung wünschen Sie sich für die Zukunft?

 

Oberhaus: Unsere langfristige Vision ist, dass Interactive ­Cologne künftig nicht nur in Köln etabliert ist, sondern auch eine europaweite Ausstrahlung erreicht. Das erste Jahr hat uns Mut gemacht. Dieses Jahr wird die Veranstaltung deutlich größer, und wenn wir das Tempo halten, sind wir in drei oder fünf Jahren noch sehr viel weiter.

 

Können Sie eigentlich selbst programmieren?

 

Oberhaus: Nein, überhaupt nicht!

 

Vranken: Ein bisschen, aber es ist ja auch nicht mein Job zu programmieren.

 


 

Joachim Vranken ist Vorstandssprecher bei Web de Cologne und Mitinitiator der Interactive Cologne.  Norbert Oberhaus ist Gründer und Geschäftsführer der c/o pop und Mitinitiator der Interactive Cologne.