»Darf‘s ein bisschen näher sein?«: Ökomarkt beim Rudolfplatz | Foto: Manfred Wegener

Spitz auf Nachbars Spargel

»Taste of Heimat« vernetzt Hersteller und Verbraucher regionaler Lebens­mittel

Wenn es jemanden gibt, der ein Thema populär machen kann, dann ist es Valentin Thurn. Mit seiner Dokumentation »Taste the Waste« hat der Kölner Filmemacher 2011 die hiesige Lebensmittelverschwendung angeprangert. Im Nachgang etablierten sich Plattformen wie Foodsharing oder Mundraub.org, auf denen sich Menschen vernetzen können, um überflüssige Lebensmittel nicht der Mülltonne zu übergeben. Im Herbst kommt nun Thurns neuer Film, Arbeitstitel »Zehn Milliarden«, in die Kinos, und wieder widmet er sich einer zukunftsschwangeren Frage: Wie kann man angesichts schwindender Ressourcen die wachsende Weltbevölkerung  ernähren? Zeitgleich startet das von Thurn angeregte Online-Portal »Taste of Heimat«, das Kölner heute schon nutzen können.  Das Portal hilft, Lebensmittel aus der Region zu finden und verdeutlicht, wie unsere Ernährung und unser Kaufverhalten sich global auswirken.

 

Auf einer Karte sind lokale Anbieter verzeichnet, die über die Suchfunktion nach unterschiedlichen Kategorien aufgerufen werden können. Wer etwa auf der Suche nach Bio-Eiern oder Gemüse aus der Region ist, bekommt schnell die regionalen Hersteller mit einem kleinen Profil ihres Betriebs  geliefert. Zukünftig soll »Taste of Heimat« ein bundesweites Diskussions- und Austauschforum für Verbraucher werden.

 

Beim Durchklicken wird schnell klar, dass es sowohl in der Stadt als auch auf dem Land überraschend viele Möglichkeiten gibt, regional einzukaufen: egal, ob es sich um die »Solidarische Landwirtschaft«, Selbst-Ernte-Gärten oder um Projekte wie die »Essbare Stadt Andernach« handelt. »Das Richtige für sich selbst zu finden, einen Weg durch diesen Dschungel an Möglichkeiten zu bieten«, das will Thurn mit »Taste of Heimat« erreichen. Dabei geht es ihm nicht darum zu zeigen, was besser oder schlechter ist. Im Gegenteil: Thurn will Brücken schlagen und möglichst vielen Menschen regionale Produkte nahebringen. Schlüssig ist daher auch seine Idee, Kinder einzubeziehen. In Kooperation mit der Kölner Kinder-Uni haben Schüler gemeinsam mit Studenten Feldforschung in kleinen Gruppen be­­trieben: 50 Kinder sind losgezogen und haben sich unter anderem in Supermärkten damit beschäftigt, was mit altem Brot geschieht, ob krumme Gurken anders schmecken als gerade und wann Lebensmittel auf dem Weltmarkt tatsächlich sozial gerecht hergestellt werden.

 

Im besten Fall vernetzt »Taste of Heimat« nicht nur Hersteller und Verbraucher, sondern führt dazu, dass Menschen ihr Verhalten ändern, um dem Ziel einer sozial gerechteren Welternährung etwas näher zu kommen.