Poetic Voices Africa

»Warum und wie schreibt man heute Lyrik? Das ist eine der Grund­fragen«, erklärt Christa ­Morgenrath. Die Programmplanerin der Reihe »Stimmen Afrikas« ist einer der Veranstalterinnen beim Festival »Poetic Voices Africa«. In Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus und der Akademie der Künste der Welt will man die Tradition des Lyrikfestivals in Köln wieder aufleben lassen. Das Prinzip: Afrikanische Lyriker sollen auf deutschsprachige Autoren treffen. Neben Lesungen finden öffentliche Diskussionsrunden statt. »Das Austauschmoment ist uns sehr wichtig«, betont Bettina Fischer, Leiterin des Literaturhauses Köln.

 

Den Auftakt auf afrikanischer Seite machen am 22. Mai Autoren, die auch einem europäischen Publikum geläufig sind. So liest etwa der Simbabwer Chirikure Chirikure oder Booker-Preisträger Ben Okri aus Nigeria. Aber auch in Europa weitgehend unbekannte Stimmen, wie Charl-Pierre Naudé (Foto) und Mbali Kgosidintsi, werden vorgestellt. »So ein Festival ist eine tolle Gelegenheit, etwas zu lernen über die Literatur und Menschen anderer Kulturen«, so Fischer.

 

Stilistisch und inhaltlich setzt man dabei auf Diversität. »Es gibt Lyrik aus Afrika, aber keine afrikanische Lyrik«, entgegnet Fischer auf die Frage nach einem bestimmten Ton, einer bestimmten Ausrichtung. Viele Texte seien hochpolitisch. So erzählt Fiston Mwanza Mujila aus der Demokratischen Republik Kongo in seinen Texten von Krieg und Exil, Hunger und Einsamkeit, apokalyptischen Visionen und Kindersoldaten. »In vielen Texten ist doch sehr direkt der Schmerz und die Trauer spürbar«, so Fischer. Aber man finde auch humorvolle Gedichte.

 

Bei deutschsprachigen Autoren finde man weniger Politik, so Fi­scher. »Diese Lyrik ist meistens innerlicher.« Monika Rincks Arbeiten etwa zeichnen sich durch eine starke Rhythmisierung und Poetisierung der Sprache aus, die ihre Gedichte zu einem Resonanzkörper voller Verweise werden lassen. Überhaupt: Das expressive und performative Element ist die Verbindung zwischen den unterschied­lichen Texten und Autoren. Teilweise würden die Texte in der Tradition des Spoken Word oder Rap vorgetragen. »Allen ist eine gewis­se Expressivität eigen«, so Fischer.