Ulrike Draesner

Nein, mit dem Titel des Buchs hat die Wahl von Ulrike Draesner als letztem Gast an der Schönhauser Straße natürlich nichts zu tun. »Sieben Sprünge vom Rand der Welt« heißt Draesners neues Buch, »aber weder haben wir darüber nachgedacht, dass wir nach sieben Jahren den alten Standort verlassen, noch ist es so gemeint, dass wir nun vom Rand der Welt in die Mitte springen«, sagt Programmleiterin Bettina Fischer. »Ich wollte Draesner mit ihrem neuen Buch unbedingt nach Köln holen, und irgendwann fiel mir auf: Hey, das ist doch ein toller Abschluss!«

 

Am 25.Juni liest Draesner aus ihrem soeben erschienenen Buch — es ist der letzte Abend des Literaturhauses am alten Standort vor dem Umzug ins Haus Bachem am Großen Griechenmarkt. Mehrere Kreise schließen sich: Ulrike Draesner las 2007 als erste Autorin überhaupt im demnächst ehema­ligen Literaturhaus — und mit ­Thomas Böhm übernimmt der damalige Literaturhaus-Leiter die Moderation. »Das ist ein kleiner Ab­schieds­gruß an die Schönhauer Straße«, sagt Bettina Fischer.

 

Denn trotz aller Unzulänglichkeiten — in erster Linie natürlich die Entfernung vom Stadtzentrum — habe der alte Standort auch Qualitäten gehabt. Als »sehr offenen Raum«, bezeichnet Fischer das Forum für Fotografie. »Und sehr viele Autoren und Besucher haben auch das manchmal harmonische Zusammenspiel und den manchmal intensiven Kontrast zu den gezeigten Fotoausstellungen als bereichernd erlebt.« Auch unabhängig von Abschied oder flankierenden Ausstellungen sollte man unbedingt vorbeikommen, denn hier wird ein großartiges Stück Literatur verhandelt. Sprachlich virtuos versammelt Draes­ner in »Sieben Sprünge vom Rand der Welt« ein Stimmengewitter skur­riler Charaktere rund um einen Primatologen mit dem schönen Namen Eustachius Grolmann. ­

 

Aus wechs­eln­den Perspektiven geht es um die Grausamkeit der Menschen­affen, die Glaubenssätze der Naturwissenschaft und die Leiden, die die Generation der Kriegskinder erfahren hat.

 

Und wer immer schon mal in bewegten Bildern sehen wollte, wie Schimpansen einen Artgenossen töten und verzehren, hat dazu vorab im Weblog zum Buch auf der-siebte-sprung.de Gelegenheit.