Hier hat schon Tim Harrington gefroren: Außenbereich des Gebäude 9 | Foto Manfred Wegener

»Gebäude 9 will never dead«

Einer der wichtigsten Musikclubs der Stadt bleibt uns auch in Zukunft erhalten. Wir sind glücklich und erinnern uns gemeinsam mit ein paar Kölnern an tolle Momente.

Am 8. Mai wurde im Stadtentwicklungsausschuss die Zukunft des Gebäude 9 gesichert. Mit einer Änderung des Bebauungsplans wurde der Musikclub zu einem Teil des Wohn- und Gewerbegebiets Euroforum Nord in Mülheim. Zuvor hatte der auf dem Areal tätige Investor den Machern einen unbefristeten Mietvertrag angeboten – das vorläufige Ende einer beispiellosen Solidaritätskampagne. Auch wir sind glücklich über den Erhalt eines der wichtigsten Konzertclubs der Stadt und erinnern uns gemeinsam mit ein paar Kölnern an unsere tollsten Momente im Gebäude 9.



»Bei so vielen Konzerten in so vielen Jahren verschwimmen die Erlebnisse. Stellvertretend vier Impressionen, die bis heute geblieben sind: 1. der blonde Sänger von Jeans Team, der wie ein bekokster Motivationstrainer mit Headset die Menge einpeitschte. 2. die als running gag immer wiederkehrende Zwischenansage von Mike Skinner (The Streets): »Cologne, is it me you’re looking for«, gesungen auf die Melodie von Lionel Richies »Hello«. 3. Ich im Moshpit, im völlig verschwitzen Fan-T-Shirt bei den Aeronauten, jede Zeile laut mitgröhlend wie zuletzt 15 Jahre zuvor bei, ähem, New Model Army. 4. Die Wiederinstandsetzung der Beziehung zwischen meiner Freundin und mir nach drei Monaten Funkstille beim Konzert von den Quarks.«

 

Oliver Minck, Sänger der Band »Wolke«

 


»Ich weiß gar nicht mehr, wann genau das war. Aber es war die Tour zur Arcade-Fire-Platte »Funeral«, das muss so 2005 gewesen sein. Ich hatte das Konzert als Booker angeboten bekommen, aber abgelehnt. Dass das ein Fehler war, wurde mir ein paar Wochen später bewusst. Da stand ich im Gebäude 9 und dachte mir: Wie konnte ich diese Band nur so falsch einschätzen? Diese Live-Präsenz, dieser Bombast, und das alles in dieser ganz speziellen familiären Stimmung. Wenn ich an große Konzerte denke, denke ich seither sofort an Arcade Fire im Gebäude 9: eine verdammt gute Live-Band am besten Ort für Konzerte in Köln. Die Jungs vom Ge­­bäude 9 hatten eindeutig das ­richtige Näschen gehabt — im Gegensatz zu mir.«

 

Lars »Hoffi« Hoffmann, Inhaber von Underdog Records

 


»Ich weiß, viele waren enttäuscht an jenem Tag im November 2010, als Les Savy Fav im Gebäude 9 kaum Material der alten Platten spielten. Ich aber hatte die New Yorker Indieband zuvor noch nie live gesehen, kannte sie kaum. Trotzdem stand ich im Gebäude 9 — und erlebte eines der intensivsten Konzerte meines Lebens. Sänger Tim Harrington sang wie ein heiserer Biber und nutzte leicht bekleidet die gesamte Halle als Bühne, Wohnzimmer und Sportplatz zugleich. Als er beim letzten Song »Let’s Get Out Of Here« zu eben jenen Worten Triumphzug-artig die Halle durch den Seitenausgang in die Winterkälte auf den menschenleeren Hof verließ, nur um sich eine Minute später mit den Worten »Let’s Go Back Inside« nicht minder triumphal wieder hineinzusingen, war mein Grinsen endgültig debil geworden. Hätte niemals enden sollen, dieses Konzert.«

 

Christian Steigels, Stadtrevue-Redakteur

 


»Im Jahr 2002 schlug mein Herz nur für Conor Oberst, den verschlossenen Frontmann von Bright Eyes. Ihr Album »Lifted«, eine Platte voller trauriger Folksongs, begleitete mich nicht nur durch die Abizeit, sondern sorgte auch für meinen ersten Gebäude-9-Besuch. Zugegeben, der raue Charme der ehemaligen Fabrikhalle (und vor allem der sanitären Anlagen) wollte nicht sofort überspringen. Doch bereits die ersten Akkorde ließen mich die lange Zugfahrt von Kalkar nach Köln vergessen. Gefühlt jeder Musiker vom Bright-Eyes-Label Saddle Creek stand an diesem Abend auf der Bühne. Am Ende tanzte Oberst ausgelassen auf den Boxen und besiegelte meine Liebe zur Musik – und zum besten Club der Stadt.«

 

Katja Peglow, Journalistin

 


»Dass gerade mal ein Jahr nach der Gründung von a-musik das Gebäude 9 eröffnet wurde, war für uns ein Geschenk des Himmels. Es war also kein Wunder, dass dort dann 1997 zur Popkomm das erste a-musik-Festival stattfand. Wo sonst? Obwohl wir in der Folge mit einigen eher schwer vermittelbaren Veranstaltungen (z.B. Labelabende mit Diskono oder Sigma) die Nerven der Betreiber strapazierten, durften wir dort sowohl unser 10-Jähriges (inklusive einer wohl einmaligen Performance von Felix Kubin und Jason Forrest) als auch das 15-Jährige (mit dem unvergessenen Konzert von Hey-O-Hansen feat. dem Pintmurdera im Ohrensessel) feiern. Und dass unser hauseigener Büdche Boy seinen alljährlichen, dionysischen Bassneval im Gebäude 9 zelebriert, versteht sich eigentlich von selbst. Wo denn auch sonst?«

 

Wolfgang Brauneis, a-musik