Clemens J. Setz »Die Vogelstraußtrompete«
So was muss man sich leisten können: Er wolle der Lyrik mit dem vorliegenden Band lediglich einen Besuch abstatten, erzählt Clemens Setz in Interviews beharrlich. Nach »Die Vogelstraußtrompete« wolle er das Feld wieder räumen und echten Lyrikern überlassen. Dass er sich zu letzteren nicht zählt, merkt man recht schnell. Der 31-Jährige stellt kein großes Interesse an der Form (außer vielleicht im grandios komischen »Vers libre«) zur Schau, ihn interessieren wie auch in seinen bisherigen Veröffentlichungen — die Kurzgeschichtensammlung »Liebe in Zeiten des Mahlstädter Kindes« oder der Roman »Indigo« seien hier genannt — skurrile Geschichten und Anekdoten. Das ist mal ein eins zu eins abgeschriebener Wikipediaeintrag über Bibi Blocksbergs verschwundenen Bruder Boris, mal die Geschichte eines Mannes, der sieben Mal vom Blitz getroffen wurde und überlebte, sich dann aber wegen einer Frau umbrachte. Aus kleinen Notizen schafft Setz berührende, fast intime Momente. Und so zeigt auch sein Gastspiel in der Lyrik: Der Österreicher ist einer der begabtesten deutschsprachigen Autoren seiner Generation.
Suhrkamp Verlag 2014, 88 S., 16 Euro