Reizvolle Giganten

Der Architekt Friedrich Karl Schinkel bereiste Köln, als der Dom lediglich ein ruinöser Torso war. Fasziniert von dem Bauwerk und der Vision seiner Fertigstellung malte er eine mittelalterliche Stadt am Wasser, deren Silhouette von einem imposanten Kirchenbau dominiert wird. Einige Jahre später setzte er sich dafür ein, dass die Kölner Kathedrale und ihre Umgebung nach seinem romantischen Vorbild umgesetzt werden.

 

Monet fand sein Motiv ebenfalls während einer Reise und begann es sofort von einer leer stehenden Wohnung aus zu malen. In einer monumentalen Serie aus 33 Bildern wollte er seine Empfindungen beim Betrachten der Kathedrale von Rouen in unterschiedlichen Lichtverhältnissen wiedergeben. Ein anstrengendes Unterfangen, das ihm mitunter Albträume verschaffte und bei dem er einige Leinwände zerstörte.

 

Wenn es um die Interpretation berühmter gotischen Kathedralen geht, sind Künstler seit Jahrhunderten mit Leidenschaft am Werk. Meister wie Sisley, Rodin, Corot, aber auch Feininger, Macke und Kirchner konnten sich der Anmut, Symbolkraft ebenso wie Licht- und Schattenwirkung großer Sakralbauten nicht entziehen. Viele ihrer Bilder sind als Ikonen in die Kunstgeschichte eingegangen, inspirierten als solche wiederum Künstler wie Lichtenstein und Warhol.

 

Den spannenden Weg des kirchlichen Bildmotivs von der Romantik bis zur Moderne zeigt das Wallraf ab Sepetmber mit einer mehr als 180 Exponate umfassenden Sonderschau. Zahlreiche Leihgaben herausragender Sammlungen sind darunter, wie etwa vier Werke aus Monets berühmtem Rouen Zyklus und fünf Bilder von Feininger, der sich die Marienkirche in Halle an der Saale zunächst fotografisch erschloss, bevor er sie, ebenfalls in mehrfacher Ausführung, malte. Auch einen Ausblick auf die Bedeutung der Kathedrale in der zeitgenössischen Kunst, etwa mit einer Fotoarbeit von Andreas Gursky, will die Schau geben. Sie zeigt damit: Wenn es um die reizvollen Giganten als Motiv geht, verfolgen Künstler nicht nur formale Interessen sondern auch soziale und politische Absichten. Viel kann bei dieser beeindruckenden Auswahl, noch dazu im Dom-besessenen Köln eigentlich nicht schief gehen.