Lästige Wasser-Fälle

Kulinarisch spielt Wasser kaum eine Rolle. Und doch geht es nicht ohne. Denn wer durstig ist, dem vermag die schönste Mahlzeit keine Freude zu bereiten. Wasser gehört aber auch auf den Tisch, um bloß Getränke wie Kaffee, Wein,  ja, selbst Bier zu begleiten. Weil Wasser es erst ermöglicht, den Durst zu stillen und die Aufmerksamkeit auf den Geschmack der eigentlichen Getränke zu lenken.

 

Und trotzdem ist es hier zu Lande noch nicht üblich, dass die Bedienung neben den Kaffee ein Glas Wasser stellt. Auch derjenige, der im Restaurant kostspielige Bouteillen entkorken lässt, muss die überhöhten Preise für Mineralwasser zahlen. Bislang kamen nur wenige Wein-Restaurants auf den Gedanken, zum Wein das Wasser umsonst zu servieren. Dabei ist doch selbst gutes Mineralwasser ein günstiges Lebensmittel. Zudem braucht es nicht anspruchsvoll gelagert zu werden, und lange haltbar ist es obendrein. Warum wird dann aber Mineralwasser meist zu dreisten Preisen verkauft? Restaurantbesitzer sagen: Weil allein mit aufwändigen Tellergerichten kein Geld zu verdienen sei. Demnach wäre überteuertes Mineralwasser eine Quersubventionierung. Warum aber nicht gleich die Gerichte zu reellen Preisen anbieten? Und überhaupt: Diese Logik rechtfertigt ja nicht die sieben Euro für eine Wasserflasche in den vielen, vielen mittelmäßigen Lokalen, wo mit Convenience und industriellen Aromen hantiert wird — und eben nicht mit der Sorgfalt und  einer Hochküche.

 

Ein anderes Ärgernis ist, dass fast nur die Mineralwässer multinationaler Konzerne aufgetischt werden, selbst wenn einige dieser Marken nachweislich erhöhte Schadstoffwerte aufweisen. Dabei gibt es in Deutschland eine Vielzahl guter und seriöser regionaler Abfüller.

 

Man kann Mineralwasser übrigens auch ganz anders behandeln. In einem Erftstädter Restaurant stehen seit Jahren zur Haute cuisine nicht nur hochrangige Weine, sondern zudem an die vierzig Mineralwässer zur Auswahl. Eine besondere Wasserkarte informiert über geologischen Besonderheiten der Quelle, die mineralische Zusammensetzung sowie den Charakter des Wassers. Es gibt sogar Wasserempfehlungen zum Essen und Wein. Das ist völlig wahnsinnig. Allerdings: Solch eine Auswahl und dieser Enthusiasmus rechtfertigt den erhöhten Preis für eine Flasche Wasser eher als der globalisierte Standard samt Firmenlogo auf den Gläsern andernorts.