Grrrrrr: Ludwig goes Pop!

Warhol, Rauschenberg und all die anderen — amerikanische Pop Art gehört zur Erkennungsmelodie des Museum Ludwig. Besucher aus aller Welt flanieren gemütlich an Jasper Johns gemalter Flagge (1957), Lichtensteins Comic-Girl »M-Maybe« (1965) oder Andys »Brillo Boxes« (1964) vorbei — Highlights der Kölner Sammlung, Kunstgeschichte. Kann man sich eigentlich noch vorstellen, dass Pop subversiv war? Dass Peter Ludwig bei seiner ersten Begegnung mit einer Skulptur von George Segal im New Yorker MOMA schockiert war?


Was Ludwig Mitte der 60er Jahre bei seinen Reisen in New Yorker Ateliers und Ausstellungen sah, war eine Absage an die hehren Werte Originalität, Authentizität und »Tiefe«. Künstler integrierten Versatzstücke aus der Konsumwelt, Comics, Wissenschaft, Technik, Erotik, Massenmedien in ihre Kunst. Auf den Schock folgte Begeisterung und eine folgenschwere Shoppingtour: Unter den ersten Ankäufen »Landscapes« von Tom Wesselmann, bald Schlüsselwerke anderer Künstler; nach der documenta 4 kauften die Ludwigs fast die gesamte Pop-Art-Sektion direkt aus der Ausstellung. Der Rest ist Kölner Museumsgeschichte.

 

Verstören dürfte die blockbusterverdächtige Schau »Ludwig goes Pop« niemanden, wenn sie Anfang Oktober eröffnet. Sie versammelt bekannte (Kölner) Ikonen und kaum gesehene Werke aus Museen in Wien, Budapest, Koblenz, Basel, Aachen und Peking und bietet mit ihrer Fülle Gelegenheit für eine Revision.

 

In den 60ern fiel die Grenze zwischen Trivial- und Hochkultur, irgendwann war dann alles Pop, die Pop Art hing im Museum; Debatten über High and Low klangen vorgestrig. In der Ausstellung mag einem nochmal Richard Hamiltons pointierte Devise in den Sinn kommen, die so gar nichts Skandalöses mehr hat: »populär, verbrauchbar, billig, witzig, sexy, massenproduziert, spielerisch, verführerisch, auffallend« — diese Eigenschaften seien es, verkündete der britische Künstler 1957, die eine Sache interessant machen und auch für Kunstwerke gelten sollen. So viel Anschauungsmaterial dazu wie in dieser Ausstellung gab es selten.