Das Sekret des Stinktiers

Der Hablizel Verlag wird 5

Als Markus Hablizel die Geschichte von Damien las, einem Einzel­gänger, der über seine Sucht nach Stinktiersekret mehr und mehr in soziale Schwierigkeiten gerät, war er so begeistert, dass er auf eine verwegene Idee kam: Er wollte dieses Buch des US-amerikanischen Autors Justin Courter übersetzen lassen und auf den deutschen Markt bringen. Und wenn er dafür einen eigenen Verlag gründen müsste! »Das war ziemlich naiv, aber wir hatten uns in diese Idee verbissen«, so Hablizel. Der frühere Spex-Redakteur hatte bis dahin nur im Musikbereich publiziert. Es dauerte dann zweieinhalb Jahre, bis die Geschichte von Damien übersetzt war, alle Rechte geklärt waren und das Buch erscheinen konnte. Zuvor hatte dann schon mal Ex-Kollege Wolfgang Frömberg seinen Debüt-Roman bei Hablizel veröffentlicht. Dieser wurde bald mit Manuskripten überhäuft: »Plötzlich waren wir ein Verlag.«

 

Mithilfe eines Verbunds aus etwa fünfzehn freien Mitarbeitern sind in fünf Jahren zehn Bücher erschienen. Sie alle eint ein Hang zur Phantastik — da taucht etwa plötzlich ein Zombie auf oder der Protagonist entwickelt übermenschliche Fähigkeiten — ohne, dass es sich gleich um Genre-Literatur handeln würde. »Uns ist wichtig, den Autoren erzählerische Freiheit zu gewähren. Unser Lektorat ist bewusst mikroinvasiv.« Er pflegt ein enges Verhältnis zu den Autoren und sieht den Verlag nicht nur als Raum für künstlerischen Austausch, sondern vor allem auch als sozialen Ort. Da wundert es nicht, dass unter den Autoren und Mitarbeitern viele Freunde und ehemalige Spex-Kollegen zu finden sind: neben Frömberg hat auch Dietmar Dath bei Hablizel veröffentlicht; die Gestaltung der Bücher stammt von Ex-Spex-Grafiker Mario Lombardo. Jetzt feiert der kleine Verlag sein Fünfjähriges mit einem viertägigen Festival in der Galerie Gold + Beton am Ebertplatz. Am ersten Abend liest Frömberg und führt über den Ebertplatz, wo viele Szenen aus seinem neuen Roman »Etwas Besseres als die Freiheit« spielen. An den Folgetagen öffnet die »temporäre Stadtteilbibliothek« mit Lieblingsbüchern und es lesen weitere Hablizel-Autoren wie Katha Schulte und Raouf Khanfir.