Gutes Leben erst im Frühjahr: Initiativen-Sprecher Stefan Trees | Foto: Manfred Wegener

»Wir haben das unterschätzt«

Warum der »Tag des guten Lebens« in Sülz verschoben wurde

Eigentlich sollte am 21. September in Sülz der »Tag des guten Lebens« stattfinden, ein Tag ohne Autoverkehr und mit vielen nachbarschaftlichen Aktionen (wir berichteten in der September-Ausgabe). Doch dann wurde der Termin kurzfristig ins Frühjahr 2015 verschoben. Mit der StadtRevue sprach Stefan Trees, Pressesprecher des Veranstalters Agora, über die Gründe.




Warum habt Ihr den »Tag des guten Lebens« verschoben?

 

Wir haben unterschätzt, wieviel Zeit und Energie der Aufbau eines Nachbarschafts-Netzwerkes benötigt, das eine so umfangreiche Veranstaltung wie den Tag des guten Lebens trägt. In den ersten Monaten des Jahres sind wir gut gestartet, haben über die Sommerferien und mit dem organisatorischen Aufwand für den »Tag des guten Lebens« in Ehrenfeld allerdings an Schwung in Sülz verloren. Wir wollen dem Prozess der gemeinsamen Vorbereitungen deshalb mehr Zeit einräumen.



Dennoch hat in Sülz am 21. September etwas stattgefunden ...

 

Nach anfänglicher Enttäuschung mündete die Diskussion in der Sülzer Nachbarschaft in der großartigen Idee zum »Tag der Nachbarschaften«: Zahlreiche Straßennachbarschaften haben sich selbst organisiert und sich am 21. September auf öffentlichen Plätzen oder Gehwegen ihren Freiraum genommen, um eine gute Zeit miteinander zu verbringen. Das zeigt: Es gibt eine große Sehnsucht nach einem guten gemeinschaftlichen Leben.

 

Ist es in Sülz schwieriger, eine Nachbarschaft zu organisieren als in Ehrenfeld?

 

Das Gebiet des Sülzer »Tag des guten Lebens« ist deutlich größer als in Ehrenfeld, damit wächst unter anderem der logistische Aufwand und der Bedarf an Menschen, die ehrenamtlich Verantwortung für ihr Veedel übernehmen: 35 Straßen werden hier abgesperrt, in Ehrenfeld waren es 25.

 

Was werdet Ihr bis zum Frühjahr anders machen?

 

Wir nutzen die Zeit, um die Teams und Arbeitskreise im Viertel zu verstärken oder neue zu bilden, damit sie sich gegenseitig unterstützen und austauschen können. Die Gestaltung des Organisationsprozesses als offener Prozess ist sehr dynamisch. Das ist spannend und hat seine Unwägbarkeiten. Wir werden eine Arbeitsform entwickeln, mit der alle Beteiligten zufrieden sind und die den Dialog fördert.

 

Langfristig soll der »Tag des guten Lebens« ja auch in anderen Stadtvierteln und in der Innenstadt stattfinden. Was bedeutet die Verschiebung in Sülz für diese Pläne?

 

Es gibt tatsächlich immer wieder Interesse — aber ein »Tag des guten Lebens« braucht in einem neuen Veedel einiges an Vorlauf. Es muss auch nicht immer ein autofreier Tag sein — er ist nur Weg, nicht Ziel! Mit politischem Willen kann man den öffentlichen Raum generell umgestalten und menschenfreundlicher machen: Mehr Grün, mehr Freiraum, weniger oder keine Parkplätze, Tempo 30 oder Schritttempo, gute und breite Radwege. Dann kommt die Atmosphäre vom »Tag des guten Lebens« und mehr Miteinander und Bürgerbeteiligung in jedes Viertel, und zwar jeden Tag!

 

Interview: Anne Meyer

 


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