Blondie – wie lieb war Hitlers Hund wirklich?

Hitlers Hunde / Zwei Zeitungen, eine Meinung / UKW muss sterben

Watchdog – Die Medienkolumne der StadtRevue

Nach dem Heizer auf der E-Lok und dem Kumpel unter Tage sieht die Gewerkschaft Ver.di dieser Tage einen dritten Berufsstand vom Aussterben bedroht: den des Freien. »Die Angst geht um«, heißt es in einem Brief der Gewerkschaft an die Mitglieder, »denn es wird gespart, in der Region besonders beim WDR, beim Deutschlandradio und auch beim Neven-DuMont-Verlag.« Im Printbereich gehe es bereits um die Existenz der Freien, die faktisch immer mehr liefern müssten, um einigermaßen über die Runden zu kommen. Folge sei, dass sich Autoren immer weniger Zeit nehmen könnten, gründlich zu recherchieren und sich in ihr jeweiliges Thema einzuarbeiten. »Das ist dem ökonomischen Zwang geschuldet, führt aber auch dazu, dass sich erste Veranstalter bereits eine lokale Berichterstattung verbieten«, so Ver.di. Zu schlecht sei das, was in den Blättern landet. »Die Zeiten des Schülerzeitungsjournalismus kommen zurück, da stellen sich Zeitungen ins Abseits, statt nach neuen Wegen in die Printzukunft zu suchen.

 

»Zwei Stühle, eine Meinung«, hieß einst ein Sketchformat in RTL Samstag Nacht. Diesen Sketch spielen die beiden Kölner Blätter Stadt-Anzeiger und Rundschau inzwischen nach, nur dass es nicht so lustig ist. Seit geraumer Zeit finden sich in den umländischen Lokalausgaben der beiden vermeintlich konkurrierenden Tageszeitungen identische Artikel identischer Autoren, die bis dato nur für eine der beiden Zeitungen schrieben. Hintergrund ist, dass seit dem 1. Juli nicht mehr eigene und eigenständige Redaktionen das Lokale verantworten, sondern die Rheinische Redaktionsgemeinschaft (RRG). Die RRG
ist eine gemeinsame Tochter von ­Heinen-Verlag und MDS, den Eigentümern der Kölnischen Rundschau und des Kölner Stadt-Anzeigers. Wenig überraschend, sondern fast so erwartbar wie ein Witz von Dieter Hallervorden, ist die Pointe, dass die RRG nicht tarifgebunden ist.

 

Der 8. Oktober wird in die Geschichte eingehen als »Der Große History Day 2014« Unter diesem Titel veranstaltet unter anderem der WDR im historisch zu nennenden Residenz-Kino auf den geschichtslastigen Ringen ein Summit zu den wegen oder trotz Guido Knopp immer erfolgreicher werdenden History-Formaten. Gerne erinnern wir uns an liebevoll nachkolorierte Features, die ungefähr Titel trugen wie »Blondie — wie lieb war Hitlers Hund wirklich?«

 

Nur die Ältesten erinnern sich noch an die Zukunft des Radios: DAB+. Doch es gibt einen Verein, der die Hoffnung nicht aufgeben will, dass DAB+ ein besseres Schicksal erfährt als dereinst Zukunftstechnologien wie Transrapid, Schneller Brüter, Video 2000 oder das Dolby bei weitem überlegene Kassettenrauschen-Unterdrückungssystem Highcom. Der Verein Digitalradio Deutschland e.V. möchte nicht länger hinnehmen, dass 65 Millionen Hörer geduldig und ohne nennenswerte Klagen Musik und Wort über ein 65 Jahre altes System namens UKW beziehen. Der rührige e.V.,  in dem neben den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten auch private Sender und Netzbetreiber organisiert sind, hat soeben im Rahmen der Internationalen Funkausstellung in Berlin einen Plan präsentiert, wie dem weit besserem, weil digitalerem System DAB+ der verdiente Erfolg nicht mehr zu nehmen ist: UKW abschalten! Und zwar verbindlich Schlag 2025. Das gebe Planungssicherheit für alle Beteiligten, außerdem ist UKW dann ja schon 76 Jahre alt. Wie alt ist das denn? Eine andere Zahl: Fünf. So viel oder wenig Millionen Nutzer hat DAB+ zur Zeit. Es müsse also endlich die Zukunft geregelt werden, überlebenswichtig besonders für Programm-Versender, Handel und Endgeräte-Hersteller. Doch auch über die dann gegebenenfalls verwaisten UKW-Frequenzen macht sich der Verein Gedanken: So könne das UKW-Spektrum für den professionellen Mobilfunk beziehungsweise Bündelfunk genutzt werden, ist die eine Überlegung, eine andere allerdings ist richtig gut, zukunftsweisend gar: Lokale, private und nicht-kommerzielle Radio-Initiativen, sprich Bürgerfunk, könnten zum Zuge kommen. Warum damit eigentlich bis 2025 warten?

 

Text: Martin Klein

 


In unserer Kolumne beleuchten wir das Treiben in der Medienstadt Köln.
Watchdog – jeden Monat in der StadtRevue.

 


Außerdem in der StadtRevue Oktober: HipHop in Köln: Lass stecken, Digger +++ TTIP: Was das Abkommen für Köln bedeutet +++ Tag des guten Lebens Sülz: Verschoben auf 2014 +++ Swans: Die brachialste Band des Universums kommt in die Stadt +++ Kommunalwahl: Fehler bei der Auszählung? +++ Udo Kier: Kölns einziger Weltstar wird 70 +++ Christian Petzold: Der Regisseur im Interview +++ Nick Cave: Der Film +++ Neues Kino: ›Turistarama‹ in der alten Lupe 2 +++ Globalize Cologne: Auf die Barrikaden! +++ Museum: Ludwig goes Pop +++ u.v.m.