Foto: Manfred Wegener

Fast ein normales Jugendzentrum

Seit 25 Jahren bietet das Mäc-Up für viele Mädchen und Frauen den einzigen Zufluchtsort. Trotzdem wird die Einrichtung kritisiert

Mäc-Up ist, wo ich hingehen kann, wenn ich nicht weiß, wo ich hin soll«, sagt Nadine (Name geändert). Damit ist eine Aufgabe des »Mädchencafés« des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) treffend beschrieben. Es wendet sich an Mädchen und Frauen, deren Lebensmittelpunkt die Straße ist. Also an Frauen, die obdachlos sind, Frauen, die auf den Strich gehen, Mädchen aus Notschlafstellen und Heimen, drogensüchtige Frauen und immer öfter auch Mädchen, die, obwohl sie minderjährig sind, vom Jugendamt in Hotels untergebracht werden. Männer haben keinen Zutritt.
Im Mäc-Up nahe des Hauptbahnhofs können die Frauen frühstücken, duschen, Kleidung bekommen, sich ausruhen, Spritzen austauschen und sich – wenn sie wollen – auch beraten lassen. Dabei können sie anonym bleiben, denn es handelt sich um ein »niedrigschwelliges Angebot«, wie es in der Sozialarbeit heißt. Als Hauptziel der Arbeit nennt Sozialpädagogin Johanna Denzer die »Existenzsicherung«. Die Mitarbeiterinnen versuchen also dabei zu helfen, dass die Mädchen »so unbeschadet wie möglich« durch eine schwierige Lebensphase kommen.

Mäc-Up-Verbot

Nadine nimmt Drogen. Jahrelang nutzte sie das Mäc-Up als ihr Wohnzimmer. Sie kam her, wenn sie sich ausruhen wollte, wenn sie am Ende war, machte sich eine Wärmflasche, legte sich aufs Hochbett. Dann versuchte sie einen Entzug, lebte in einer »Clean-Wohngemeinschaft«. Die Betreuer dort verboten ihr, ins Mäc-Up zu gehen, »weil da Frauen sind, die konsumieren«, so Nadine. Sie kam trotzdem, heimlich. Und so erfuhren die Sozialarbeiterinnen, dass KollegInnen in anderen Einrichtungen ihrem Klientel die Nutzung des Mäc-Up untersagen.
Das Café hat den Ruf, dass dort vorwiegend Junkies und Prostituierte verkehren, die einen schlechten Einfluss auf die anderen Mädchen hätten. Offenbar befürchten manche Betreuer, die Mädchen könnten (wieder) in die Szene abrutschen. »Ich kann das nicht verstehen, 80 Prozent der Frauen hier sind nicht drauf«, sagt Nadine.
Nadine ist nicht die einzige, die von ihren Betreuern ein Mäc-Up-Verbot bekam, Johanna Denzer sind mehrere Fälle bekannt. Und das ist, so die Sozialpädagogin, »für manche der Mädchen schlimm«, die vorher das Mäc-Up regelmäßig besucht haben. Denzer ärgert sich über den zweifelhaften Ruf, den ihre Einrichtung ganz offenbar bei manchen KollegInnen genießt. »Natürlich kommen hier auch Fixerinnen und Prostituierte hin«, sagt Denzer. »Wir würden uns aber wünschen, dass diejenigen, die Vorurteile haben, sich unsere Einrichtung einfach mal anschauen.«

Geburtstagsfeier am Kaffeetisch

Besonders groß sind die Räume in der Machabäerstraße nicht. Es gibt einen großen Tisch, einen Kicker, eine Fernsehecke, ein Hochbett und darunter die Kinder-Ecke. Einmal in der Woche ist »Mutter-Kind-Nachmittag«, an dem eine ehrenmamtliche Mitarbeiterin Beratung für junge Mütter anbietet. Und einen Computer gibt es, wo sich, wer will, eine E-Mail-Adresse einrichten kann. Mädchen ohne festen Wohnsitz können sich auch ihre Post ins Mäc-Up schicken lassen, gerade für den Kontakt mit Behörden ist das nicht unwichtig. Einmal die Woche ist außerdem eine Ärztin vor Ort.
Die Aufgaben der drei hauptamtlichen Mitarbeiterinnen sind vielfältig: Sie begleiten die Frauen bei Ämtergängen, vermitteln sie auf Wunsch an andere Einrichtungen, etwa Notschlafstellen, oder packen denen, die nichts besitzen, eine Tasche mit Trainingsanzug und Duschzeug, bevor sie ins Krankenhaus oder zur Entgiftung gehen. Und manchmal machen sie einfach gar nichts, halten sich zurück und warten darauf, dass sie um Hilfe gebeten werden. Das kam im letzten Jahr immerhin 1571 mal vor. So viele Beratungsgespräche und »Kriseninterventionen« listet eine Statistik des Mäc-Up für diesen Zeitraum auf.
Ins Mäc-Up können auch diejenigen kommen, die aus jeder anderen Einrichtung hinausgeflogen sind und von denen die Sozialarbeiterinnen die Nase voll haben. Manche kommen wirklich nur »wenn es eng wird«, sagt Denzer, andere hingegen regelmäßig, zum Teil schon seit Jahren. So geht es an manchen Tagen im Mäc-Up fast zu wie in einem normalen Jugendzentrum. An anderen beherrschen aufgedrehte Kleinkinder das Geschehen, dann wieder suchen Frauen Ruhe oder ein vernünftiges Gespräch. Und für viele bietet dieser Ort die einzige Möglichkeit, an einem ganz normalen Kaffeetisch Geburtstag zu feiern.

Info
Mäc-Up, Machabäerstr. 31, 50668 Köln, Tel. 13 35 57, E-Mail: maec-up@skf-koeln.de



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