SR liest: Peter Lichts »Lob der Realität«

»Wir saßen zu viert am Tisch: meine Frau und ich, unsere kleine süße Tochter und Adolf Hitler. Er konnte es nicht lassen, ihr immer wieder Zucker zu füttern. Was wir natürlich unterbanden, denn unsere Kleine kriegt keinen raffinierten Zucker.« Wie schon seine Vorgänger versammelt auch Peter Lichts neues Bändchen »Lob der Realität« (zeitgleich erschienen zu einem Doppel-Live-Album gleichen Namens) Gedichte, Klein- und Kleinsterzählungen, Zeichnungen, absurde Theaterszenen, Essays, Nonsens. In seinen besten Momenten schweift der Klagenfurt-Preisträger ab, er verläuft sich, und findet damit immer wieder und überhaupt erst zum Kern, quasi ins »Zimmer des Zulieferers des Zurhandgehers des Sekretärs des Parteisekretärs.« Sein Ton schwankt dabei kontinuierlich zwischen absurder Komik und feierlichem Ernst auf der Suche nach dem ganz großen Sinn-Ding. »Doch das Eigentliche war mir entglitten. Das Eigentliche dieses Tages. Es fand sich an einer anderen Stelle. (Es fand sich wohl selbst). ICH fand es nicht.«

Peter Licht, »Lob der Realität«, Blumenbar Verlag, 240 Seiten, 18 Euro