Foto: Manfred Wegener

Zwei Bauherren für ein Gebetshaus

Der Plan einer Kölner Zentralmoschee bekommt neuen Schwung

Der Dom ist so etwas wie die Zentralkirche von Köln, auch wenn ihn niemand so nennt. Er steht ziemlich in der Mitte der Stadt, jeder kann ihn als Kirche erkennen – und auch als Symbol für den Katholizismus.

 

Seit Jahren wird über den Bau einer Zentralmoschee in Köln diskutiert. Rund 100.000 Moslems leben hier, zehn Prozent der Stadtbevölkerung. Doch die Diskussion kommt nicht voran – trotz eines Ratsbeschlusses, der den Bau einer solchen Moschee vorsieht.

»Städtebaulich und kulturell wünschenswert«

Nun haben die Kölner Grünen einen Vorschlag gemacht, der neuen Schwung in die Debatte bringt – und zusätzlichen Konfliktstoff. Denn die Grünen schlagen einen konkreten Träger für die Großmoschee vor, und auch einen Standort: Die »Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion« (DITIB) soll das Gebetshaus bauen, am besten auf ihrem eigenen Gelände an der Inneren Kanalstraße/Ecke Venloer Straße.

 

Doch ditib ist nicht der einzige Interessent. Der Anfang des Jahres gegründete »Trägerverein Zentralmoschee«, in dem fünfzehn muslimische Organisationen zusammengeschlossen sind, würde ebenfalls gerne zum Bau- und Hausherren werden.

 

Das Bauvorhaben selbst ist bei den Grünen unumstritten, eine repräsentative Moschee sei »städtebaulich und kulturell wünschenswert«, sagt Ossi Helling, sozialpolitischer Sprecher der Fraktion. Die Grünen wollen aber auch, dass die Moschee politisch neutral, tolerant und offen für alle Gläubigen ist. (Eine Forderung, mit der Kardinal Meisner wohl erhebliche Schwierigkeiten hätte, stünde seine Zentralkirche nicht schon.)

Liberale Haltung fraglich

Diese liberale Haltung, meinen die Grünen, sei bei dem »Trägerverein Zentralmoschee« fraglich. »Man muss sehr vorsichtig mit ihm umgehen, wenn man die Mitglieder sieht«, sagt Arif Ünal, migrationspolitischer Sprecher der Fraktion. Vor allem zwei fundamentalistische Gruppen, die im Verein vertreten sind, machen ihn misstrauisch: Milli Görüs und die »Islamische Gemeinschaft in Deutschland«. Ünal: »Ihre Konzepte sind nicht unsere Konzepte«.

 

Bei DITIB hingegen haben die Grünen keine Bedenken. Vorsitzender Mahmut Gürgür schrieb bereits Ende letzten Jahres in einem Brief an OB Fritz Schramma, dass sich sein Verein »ausdrücklich positiv zu den Grundwerten und Normen der deutschen Verfassung« verhalte und eine Moschee bauen wolle, die »allen Muslimen und Deutschen in Köln offen« stehe.

 

Genau das bestreitet wiederum der »Trägerverein Zentralmoschee«. DITIB als vom türkischen Staat unterstützte Organisation »vertritt nicht die Mehrheit der Muslime in Köln«, sagt Projektkoordinator Michael Gassner. Der Trägerverein will deshalb an den eigenen Moscheebauplänen festhalten. Die Mitgliedschaft von Gruppen wie Milli Görüs sei »kein Problem«; jede Gruppierung habe nur zwei Vertreter im Verein, so sei ausgeschlossen, dass einzelne Mitglieder die anderen dominierten.

 

Droht nun ein Konkurrenzkampf um die Kölner Moschee? Die Kölner FDP weiß Rat. »Die Initiative von DITIB finde ich hervorragend«, sagt Fraktionsgeschäftsführer Ulrich Breite. Doch auch der Trägerverein soll zum Zuge kommen: zwei Initiativen, zwei Moscheen.

 

DITIB baut in Ehrenfeld, der Trägerverein im Rechtsrheinischen – und zwar auf einem Grundstück des ehemaligen CFK-Geländes in Kalk, das der Stadtsparkasse gehört. Dort könnte dann ein neuer städtebaulicher Komplex entstehen: Moschee, Gemeinderäume, Geschäfte und Wohnungen. Vor fundamentalistischen Strömungen im Trägerverein hat Breite keine Angst: »Ich sehe da keine Probleme«, sagt er, und verweist ebenfalls auf die »raffinierte Satzung«: »Ich wünsche mir etwas mehr Gelassenheit«.

»Unwilligkeit der Verwaltung«

Problematisch findet Breite allerdings, wie die Stadtverwaltung in Sachen Moscheebau agiert. »Peinlich« sei es, dass die Verwaltung immer noch keine geeigneten Grundstücke benannt habe, die die Stadt dann an die Moscheebauer verkaufen könnte. Genau das sieht ein Ratsbeschluss von Juni 2001 aber vor. Auch die Grünen, so Ossi Helling, sehen eine »gewisse Unwilligkeit der Verwaltung«.

 

Das weist Liegenschafts-Dezernent Peter-Michael Soénius natürlich zurück. Er habe den Ratsbeschluss bereits erfüllt, indem er etwa ein Grundstück in Chorweiler vorgeschlagen habe – das allerdings, wie er selbst zugibt, nicht wirklich zentral gelegen ist. Im Innenstadtbereich gebe es aber kaum geeignete Grundstücke, und im Übrigen seien die potenziellen Träger aufgefordert, genaue Konzepte vorzulegen – »dann kann die Stadt das sehr schnell prüfen.«

 

Die unterschiedliche Beurteilung der Träger wird weiter diskutiert werden – am besten in einer breiten Öffentlichkeit. Die beiden Vorstöße von Grünen und FDP könnten darüber hinaus dem gemeinsamen Ziel dienen, dass die Verwaltung das Anliegen endlich ernst nimmt. Auf dass tatsächlich demnächst mit dem Bau mindestens einer repräsentativen, architektonisch anspruchsvollen und für alle offenen Moschee in Köln begonnen werden kann.
Bis die Türme des Kölner Doms standen, vergingen 600 Jahre. Diesmal dürfte es ruhig etwas schneller gehen.

TERMIN
8.12., 19.30 Uhr, Domforum: Der Bund Deutscher Architekten Köln debattiert bei seinem nächsten Montagsgespräch die städtebaulichen und architektonischen Möglichkeiten einer Zentralmoschee in Köln.
Die Kunsthistorikerin und Architektin Sabine Kraft spricht über islamische Sakralbauten in Deutschland, Vertreter der beiden konkurrierenden Träger diskutieren ihre Moscheepläne.