Im Osten was Neues

Kölner Choreografen schaffen am Deutzer Hafen neue Räume für den Tanz

Köln ist immer noch Tanzstadt. Die ansässigen Choreographen und Tänzer fliehen nicht vor den ungastlichen Verhältnissen durch Stadt und Politik. Sie erarbeiten sich ihre eigene Gastlichkeit. Dass gleich zwei neue Produktions- und Aufführungsorte entstehen, zeugt von dem großen Bedarf, von Hoffnung und Mut. Und davon, dass die Idee eines zentralen Tanzhauses von etwas möglicherweise Modernerem abgelöst wird: einer sinnvollen Vielfalt, die als solche weder im Kleinklein noch Konkurrenzgehabe versackt, sondern etwas Großes ergibt.

 

In der ehemaligen Fenster-Fabrik Campinge an der Siegburger Straße in Deutz, hat ein Team um die Choreographen Slava Gepner und Raphael Spiegel auf einer Fläche von über 1000 Quadratmetern Tanzstudios ge­­baut. In jedem Raum spürt man ihre Energie. Sie haben die Wände herausgeklopft, neue gezogen, so dass in der ersten Etage einladende Tanzsäle entstanden sind: ein großer, daneben zwei kleinere. Insgesamt sollen es fünf werden. Den Tänzern gönnen die Macher Böden bester Qualität. Das Foyer mit Bar steht; Garderoben und Büros sind fast fertig. Premieren von Kölner und Essener Künstlern hat es schon gegeben. Mit Granhøj Dans war frischer zeitgenössischer Tanz, made in denmark, zu sehen. Der Plan für vier große Festivals im Jahr steht, im Dezember geht’s los. Auch ein Showing der aktuellen Produktion »Here is you and not me« vom MichaelDouglas-Kollektiv hat es gegeben.

 

Fast zeitgleich haben die Kollegen, das ZAIK, Zentrum für Austausch und Innovation Köln, aus der Taufe gehoben. Michael Maurissens und Douglas Bateman bespielen das Poller Quartier am Hafen mit einem täglichen Training für Profis, für Amateure gibt es Labore, der Probenraum steht Residenz-Künstlern zur Verfügung. Vor allem wollen Maurissens und Bateman mit ZAIK Aufbau- und Vernetzungsarbeit zwischen städtischen und freien Tanzinitiativen leisten. Wie gut das schon funktioniert, zeigen die Workshops in Kooperation mit der Hochschule für Musik und Tanz und kleine Festivalreihen, die etwa in der Orangerie laufen. Es ist, als ginge in Sachen Tanz, in Köln wieder richtig was los.

 

Text: Melanie Suchy

 


ZAIK
Das ZAIK kooperiert mit dem NRW Landesbüro Tanz, der Hochschule für Musik und Tanz und dem Tanz an den städtischen Bühnen Köln. In der Orangerie präsentieren die Residenzkünstler unter dem Label »Made in Köln« ihre Arbeiten. Das neue Zentrum wurde am 12. September eröffnet
ZAIK, Quartier am Hafen, c/o KunstSalon-Stiftung, Poller Kirchweg 78–90, 51105 Köln (Poll), mdkollektiv.de

 

TanzFaktur
Die TanzFaktur hat ihr Bühnen- und Kursprogramm offiziell am 20. Juni eröffnet. Eine Anschub­finanzierung von 60.000 Euro kamen von Kulturamt und LVR. Welchen Beitrag die Stadt Köln zur Folge­finanzierung leistet, ist offen.
TanzFaktur, Siegburger Str. 233w, 50679 Köln (Deutz), tanzfaktur.eu

 

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