Hans Arp und Max Ernst, Meudon, Herbst 1928 | Foto: © VG Bild-Kunst, Bonn 2014

Ziemlich beste Künstlerfreunde

Vor hundert Jahren trafen sich Hans Arp und Max Ernst

Auf der schwarz-weiß-Fotografie sieht man sie alle: Tristan Tzara, André Breton, Salvador Dali, Man Ray, Paul Eluard, Yves Tanguy, René Crevel, den gebürtigen Elsässer Hans Arp und Rheinländer Max Ernst. Das Gruppenportrait der Surrealisten entsteht 1933 in Paris, während im selben Jahr in Deutschland politische Weichen gestellt werden. Hans Arp (1886–1966) und Max Ernst (1891–1976) haben da bereits den Ersten Weltkrieg überlebt, 1919 die Kölner DADA-Gruppe angezettelt, sich in den 20er Jahren den französischen Surrealisten angeschlossen. Auch die Nazis und den zweiten Krieg sollten sie im Exil überstehen.

 

Das Surrealisten-Foto hängt derzeit im Max Ernst Museum in Brühl (Ernsts Geburtsort), dazu weitere dokumentarische Aufnahmen: die Künstler in ihren verschiedenen Ateliers, mit Ehefrauen, Künstlerfreunden, auf der Biennale Venedig 1954, deren »Großer Preis« für Malerei an Ernst und für Skulptur anArp ging. 19 Originale sind in einer Rekonstruktion der Biennale-Präsentation anwesend. Der Bildhauer, Maler und Lyriker Arp ist mit Plastiken, bemalten Holzreliefs, Zeichnungen und Grafiken vertreten,in Film- und Tonaufnahmen als Denker und Rezitator zu erleben. Der Titel der Sonderschau zitiert aus einem Willkommensbrief von »Dadamax« an den Freund: »Das ist der Arp, ohne jeden Zweifel. Freude im Dadahaus. Ein paar Tage später geht’s wie ein Lauffeuer durch das heilige Köln: Der Arp ist da!«.

 

1914 waren sich die beiden Künstler erstmals in Köln in der Galerie Feldmann begegnet, bevor die »große Schweinerei dieses blödsinnigen Krieges« (M.E.) sie trennt. Danach hält der geistige Austausch, das gemeinsame Interesse an künstlerischen Fragen, die Freundschaft ein Leben lang. Nachzuvollziehen ist diese innige Verbundenheit in einer Doppelausstellung: Während Arp in Brühl zu Gast ist, zeigt das Arp-Museum in Remagen Max Ernst. Ein glücklicher Tausch, mit dem die Museen aufeinander verweisen und »100 Jahre Freundschaft« feiern.

 

Tatsächlich ist es ein großes Vergnügen, diese Schlüsselfiguren und Impulsgeber der Avantgarde, die man hinreichend zu kennen meint, nochmal zu entdecken. Phantasie, Reflexion, Zweifel, Experimentierlust, Gestaltungswille und DADA-Humor zeigen sich noch in der kleinsten Postkartennotiz. Das Kollektiv, gemeinsame Autorschaft: alles schon erprobt. Spätestens nach der Lektüre des herausragenden Katalogs sollte man auf diese Künstlerfreundschaft anstoßen und DADA-Gedichte rezitieren.

 

Text: Melanie Weidemüller

 


»Der Arp ist da!«, Max Ernst Museum Brühl, Max-Ernst-Allee 1, Di-So 11–18 Uhr

»Der Max ist da!«, Arp Museum Bahnhof Rolandseck, 53424 Remagen, Di-So 11–18 Uhr, beide bis 22.2.2015

 

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