Weder heiß noch fettig

Die Ausstellung Topf und Deckel zeichnet

ein unscharfes Küchenbild

»Kunst und Küche« sind ein Leib- und Magenthema der bildenden Kunst seit jeher. Nicht nur, dass sie sich für Grundsätzliches, für Erstes und Letztes zuständig weiß und daher Speisen und Getränke zum Kernrepertoire gehören. Auch gibt es schöne Parallelen zwischen den beiden, elementare Bedürfnisse befriedigenden »Ks«. In Atelier und Küche geht es gleichermaßen um die Verwandlung diverser Materialien: um Rezepte und Erfindungen, Zufälle, kühne Mischungen, Fülle und Man­­gel, Proportion, Handwerk und noch einiges mehr. Als Speise und Werk werden sie serviert und präsentiert, einverleibt und schließlich auf die eine oder andere Weise verdaut, mitunter geraten sie in heikle Stoffwechselprozesse. Kein Wunder, dass Kunst und Küche — vom Abendmahl bis zu den Niederungen zeitgenössischer Lebensmittelproduktion — ein überquellendes, überkochendesAusstellungsthema sind. In der Villa Zanders hat man, um es mit den begrenzten Mitteln des Hauses handhabbar zu machen, den Blick »bewusst auf Topf und Herd, d.h. die Küche als Ort der Zubereitung gerichtet«, wie es im Vorwort des ansprechenden Katalogs heißt.

 

Küchen gibt es als nüchternes Fotoinventar, als Daseinsort, als kunstvoll-triste Kulisse in Originalgröße, die Küche als Ort emanzipatorischer Arbeit und performativer Verwüstung. Es gibt funktionsfähige Kompaktküchen, für sozialkünstlerische Zwecke und luxuriösere für Oftumzieher — ab Januar wird der Designaspekt als »Die Metamorphose des Lagerfeuers« noch erweitert. Deckel gibt es und noch mehr Töpfe (echte als Malgrund und solche aus Wachs und Stein). Leider bleiben die Töpfe leer und die Küche kalt. Um Zubereitungen geht es nicht.

 

Der Akt des Kochens ebenso wie Nahrungsmittel als Materialien der Kunst kommen in der Ausstellung nicht vor; lediglich das umfangreiche Rahmenprogramm verheißt Kochen als Kunst, die man schmecken kann. Unscharf wird das Küchenbild durch Inkonsequenz: Als wären Utensilien und Räume nicht nahrhaft genug, werden noch niederländische Stilleben (recht lecker) und Zeugnisse von dessen Nachleben in der Gegenwart (Riesenpudding, Wurstbrote) gereicht. Eine kleine, klassisch-moderne Armutsabteilung gibt es auch: Picassos »Das karge Mahl«, hungrige Kinder von Kollwitz, eine Belanglosigkeit von Klaus Staeck. Zuviel ist leider nicht mehr.