Herzilein und Schmerzilein

Gerade war man den Ohrwurm los, jetzt ist er wieder da, pünktlich zur zweiten Folge von »Orkan der Gefühle«, wenn die Titelmelodie erklingt. Die Schauspielerinnen halten Namensschilder ihrer Figuren hoch. Sobald sie diesen eigenartigen Telenovela-Blick in die Kamera beziehungsweise ins Publikum werfen, fangen die Zuschauer schon an zu Glucksen. Die Theaterserie hat das Zeug zum Dauerbrenner. Klassisch folgt sie der
Dramaturgie einer Schmonzette.

 

Im dilettantisch kitschigen Pappmaschee-Look billig produzierter Vorabendserien entwickeln sich die Liebeswirren. Überzuckert und tatsächlich urkomisch gelingt es Lena Kupke hier, das Genre Telenovela auf das Theater zu übertragen. »Telenovelas haben etwas von modernen Märchen. Alles ist in klare Muster geteilt«, erklärt die Jung-Regisseurin, die auch eine der Hauptfiguren spielt. Die super (sic!) naive Nina und ihre beste Freundin Dani (Viktoria Wiese), ein Ex-Party-Luder, heuern bei den »von Quinters« als Floristin und Eventmanagerin an. Doch schon der Weg auf die Insel, wo die Familien-Villa steht, gerät titelgemäß stürmisch, das Boot kentert. Aber: Nina wird von Robert gerettet. Der Klavierakkord der Liebe erklingt.

 

Auf der Bühne sitzt Henning Vahlbruch wie ein Tasten-Peter hinterm Glitter-Keyboard. Alles wird live gespielt, wir sind ja schließlich nicht im Fernsehen. Aber was wäre eine Telenovela ohne den klassischen Konflikt? Achtung Cliff-Hänger: Nina erfuhr am Ende von Folge 1, dass ihr Robert verlobt ist. Das tut weh. Sie weint, bis wieder der Akkord der Liebe erklingt. Robert sagt, für ihn gebe es nur Nina. 

 

Das gekonnt überdrehte Spiel und Lena Kupkes Gespür für kalauernden Wortwitz sind das Erfolgsrezept von »Orkan der Gefühle«. Zudem tritt in jeder Folge ein »Stargast« auf. Auch gibt es mit kleinen Ausreißern aus den Rollen immer wieder einen ironischen Seitenhieb auf die Selbstverliebtheit von Schauspielern.

 

Jetzt heißt es warten auf Folge 3. Ob Robert den Fallschirmabsturz überlebt hat, das will, nein, das muss man unbedingt wissen.