»Zwei Herren am Strand« von Michael Köhlmeier

Die Protagonisten in Michael Köhlmeiers jüngstem Roman heißen Winston Churchill und Charlie Chaplin, zwei Größen des 20. Jahrhunderts, deren reale Existenz wohl außer Frage steht. Gerade deshalb muss der Schriftsteller nun dauernd Fragen beantworten. Was ist erfunden, ist dieses belegbar, jenes überprüft? »Der Roman ist der Sieg der Möglichkeitsform über die Wirklichkeitsform« — freundlich wiederholte Köhlmeier bei seiner Kölner Lesung diesen Satz. Historisch gesichert ist, dass der schwergewichtige, hochgebildete, in die englische Oberschicht geborene Staatsmann und der aus einfachsten Verhältnissen stammende Ausnahmekünstler sich mehrfach begegneten — und dass beide an Depression litten.

 

Im Roman schließen sie einen Freundschaftspakt: einander beizustehen im Kampf gegen den »schwarzen Hund«, wann und wo auch immer einer den anderen braucht. Durch Spaziergänge, Gespräche über Selbstmordpraktiken (der beste Weg, sie nicht praktizieren zu müssen), die Methode des »Tramp«, Churchills Malerei. Gelungen ist Köhlmeier ein anrührendes Doppelporträt vor den Ereignissen des 20. Jahrhunderts, das man ihm aufs Wort glauben möchte.

 

Hanser Verlag, München 2014, 254 S., 17,90 €.