Schwarz-rote Narrenkappe

Der Saal kreischte vor Vergnügen, das Festkomitee fand die Sitzung gar nicht komisch, die Kirchenoberen witterten Blasphemie. Es gab Anzeigen, Prozesse, harsche Kritik. Die Stunker, wie sie sich selbst nennen, konterten mit Kabarett und Klamauk: Kirche, Karneval und KVB – alle wurden abgewatscht, und auch Blondinen- und Düsseldorfer-Witze waren kein Tabu.
Am 26. Februar 1984 fing alles an, in der Studiobühne des Uni-AStAs. Die drei Sitzungen wurden damals von 900 Interessierten besucht, die nicht ahnen konnten, dass sie der Geburt des kölschen Alternativ-Karnevals beiwohnten. In der Session 2002/03 gab es im E-Werk 46 Sitzungen mit 46.000 ZuschauerInnen.
Eine Erfolgsgeschichte also, die nun in einem Bildband – herausgegeben von den Stunkern selbst und verlegt bei KiWi Köln – gewürdigt wird. Kommentare von »Zeitzeugen« ergänzen die chronologische Fotogeschichte. Session für Session kann man nochmal 20 Jahre an sich vorbeiziehen lassen. Mit befreundeten Jecken und ausreichend Kölsch gleitet man dann seicht in die Weißt-du-noch-Stimmung ab und wiegt den Körper unwillkürlich hin und her. Denn das hat schon 1984 zur Überraschung der Stunker funktioniert: »Die erste Schunkelnummer ist als Satire geplant«, so erzählen sie im Buch, »unvergessen, schockierend und richtungsweisend: Der Saal schunkelt trotzdem.«

Buch
Stunksitzung, hg. von Reiner Rübhausen und dem Ensemble der Stunksitzung, Fotos: Manfred Linke und Ansgar M. van Treeck. Kiepenheuer & Witsch, KiWi Köln, 2003, 176 S., 14,90 Euro

StadtRevue verlost
5 Exemplare des Stunksitzungs-Buches. Postkarten unter dem Stichwort »Köbes Underground« bis zum 16. Januar an: StadtRevue, Redaktion, Maastrichter Str. 49, 50672 Köln. Oder per E-Mail mit Stichwort an: verlosung@stadtrevue.de