Hostien und Dosenbier: der Landesfürst und sein Fußvolk | Foto: Felix Linde

»Straßen­reinigung nur mit 4711«

Mark Benecke (Die PARTEI) über seine Pläne als künftiger Oberbürger­meister von Köln

Herr Benecke, warum wollen Sie OB von Köln werden?

Für einen Kölner ist es das Traumziel schlechthin. Ich wurde vom Ortsverband gebeten, das war ein ganz natürlicher Vorgang. Es wächst zusammen, was zusammen gehört, nämlich ich als Oberbürgermeister und Köln.

 

Was sind die dringendsten Probleme Kölns?

 

Das sollen die Bürgerinnen und Bürger entscheiden: Wir fragen ja die Leute in den Stadtteilen. Bis jetzt wurden wir im Wahlkampf viel nach Glitzerkugeln gefragt. Die haben wir bei KiK gekauft und die nehmen reißenden Absatz. Dann gab es die Forderung »Straßenreinigung nur mit 4711«, was ich sehr befürworte, weil ich ja großer 4711-Fan bin. In Chorweiler wurde hauptsächlich Dosenbier nachgefragt. Das waren die zentralen politischen Baustellen bis jetzt. Die Holzhandlung meines Nachbarn würde sich sehr freuen, wenn die Brücke am Museum für Osta­siatische Kunst aus vernünftigem Eichenholz gefertigt würde und nicht aus verrottendem Scheißholz. Das werde ich dann auch umsetzen. Wenn mir etwas Neues und Besseres einfällt, werde ich die Wünsche der Bürger natürlich auch nach Gutdünken pimpen.

 

In Reykjavik wurde der Punk-Fan Jón Gnarr zum Bürgermeister gewählt und hat erstmal alle Wahlversprechen gebrochen. Welches Versprechen werden Sie als erstes brechen?

 

Ich breche nichts. Alles, was die Leute an mich herantragen, versuche ich zu versprechen und das wird auch nicht gebrochen. Ob ich das umsetze, ist eine andere Frage, aber versprechen werde ich konstant und dauerhaft.

 

SPD, CDU und Grüne haben noch keine OB-Kandidaten aufgestellt. Wen hätten Sie gerne als Gegner?

 

Die brauchen gar keinen aufstellen. Sie sollten sich lieber überlegen, wie sie sich möglichst stark an uns anbiedern können, damit es hinterher kein böses Blut gibt, wenn ich OB bin. Wenn da irgendwelche bösen Sprüche gefallen sind, werde ich mir die möglicherweise merken.

 

Fahren Sie als OB Dienstrad oder Dienstwagen?

 

Natürlich Rad. Ich werde meinen Job mit der KVB, zu Fuß oder mit dem Rad erledigen. Autos werden in Köln verboten. In den 50ern und 60ern wurde Köln als autofreundliche Stadt designt. Das mache ich rückgängig, wir machen Köln zur KVB-, fußgänger- und radfreundlichen Stadt.

 

Sie arbeiten beruflich als Forensiker. Welche Leichen haben Sie im Keller, die im Wahlkampf ausgegraben werden könnten?

 

Der Organisator von Pegida in Dresden hat gesagt: »Ich wusste, dass die Kritiker versuchen werden, Müll über mir auszuschütten.« Er ist mit vierzig Gramm Kokain angetroffen worden und hat Tresore im Rotlichtmilieu geleert. Ich sehe das genauso: Man möge über mir gerne Eau de Cologne ausschütten, wenn man denn welches findet. Aber das hat ja nichts mit den politischen Forderungen zu tun, die wir vertreten. Wir bringen Frieden und Ge­­rechtigkeit und Glück für die Menschen und ob ich dabei nach 4711 rieche oder nicht, ist ja dann egal.

 

Uns als StadtRevue liegt das RatsTV sehr am Herzen, das aber unter schwachen Quoten leidet. Wie würden Sie als OB die Sendung zum Erfolg machen?

 

Erstmal sollen die Leute sich vernünftig anziehen — sprich: unsere Partei-Kleidung, einen grauen Poly­ester-Anzug von einer großen deutschen Kaufhauskette. Oder schwarze Klamotten, das wäre mir sogar lieber. Zum anderen mache ich das bei unseren Spaß-Nobelpreisen in Harvard. Da muss jeder Forscher das, was er sagen möchte, innerhalb von einer Minute auf den Punkt bringen. Danach sagt die kleine Tochter vom Chef: »Boring, Boring«. So jemanden werde ich auch einstellen. Außerdem peitschen wir unsere Forderungen einfach durch, egal, wie die anderen stimmen. Das wird hoffentlich auch für tumultartige und damit anregendere Zustände in der Ratssitzung sorgen.

 

Was kommt nach der OB-Zeit? Die verdiente Rente im Europaparlament?

 

Nein, als einziger Landesfürst der Partei habe ich mich nicht auf die Europawahlliste setzen lassen. Bei mir braucht sich niemand Hoffnungen zu machen. Wenn ich OB bin, bleibe ich auch OB. Ich werde auch versuchen, die zehnjährige Amtszeit durchzusetzen — allerdings ohne Herzinfarkt, wie es bei Fritz Schramma passiert ist. Zehn Jahre plus X, das ist mein Ziel!

 

Interview: Christian Werthschulte

 


Dr. Mark Benecke arbeitet als Forensiker und ist Landesvorsitzender NRW von ›Die Partei‹