Begnadete Körper

Extremsport: »Shaolin Kickers« von Stephen Chiau und Lee Lik-Chi

Die titelgebende Idee des populären Hongkong-Komikers Stephen Chiau ist simpel, aber genial: Wie wäre es, wenn man Kung-Fu-Techniken beim Fußballspielen einsetzen würde?. »Shaolin Kickers« nutzt dabei die digitalen Post-Production-Tricks von »Tiger and Dragon« oder »The Matrix«, um dem alten Martial-Arts-Traum von der Überwindung der Schwerkraft endlich einmal ganz profane – aber visuell umwerfende – Seiten abzugewinnen. Denn warum soll so viel Körperbeherrschung eigentlich nur zum spirituell verbrämten Prügeln gut sein – und nicht etwa zum Kochen? Oder Kicken?
Doch bis es zum rauschenden Endspiel kommt, muss natürlich trainiert werden. Im Zentrum steht dabei der obdachlose Shaolin-Bettelmönch Sing (Chiau), dessen alte Kunst im modernen Hongkong alles andere als gut ankommt. Deshalb ist er bemüht, nach dem Tod seines Meisters alltägliche Anwendungsmöglichkeiten zu finden, um den Shaolin-Stil zu popularisieren – mit nur geringem Erfolg. Eines Tages stößt Sing zufällig auf den ehemaligen Profi-Kicker Golden Leg. Der hat eine Jahrzehnte alte Rechnung mit dem brutal-korrupten Trainer Hung offen und ist von Sings übermenschlicher »Mighty Steel Leg«-Fußtechnik begeistert. Mit ihr, hofft er, sich endlich an seinem Rivalen rächen zu können. Gemeinsam stellen sie aus Sings ähnlich heruntergekommenen Mitschülern das »Shaolin Team« zusammen.
Das ist sie auch schon, die Geschichte einer der besten Komödien seit langem, mit einem Cross-Over-Appeal weit über eine eingefleischte Asien-Fangemeinde hinaus. Zumindest dürften das Miramax hoffen, die den drei Jahre alten Film jetzt in die Kinos bringen. Das Kalkül könnte aufgehen: Denn wer den schon länger als Geheimtipp gehandelten Film bei seiner DVD-Veröffentlichung gesehen hatte, konnte über Terry Gilliams »Welcome to the Cage«-Spot für Nike wie über das WM-Finale eigentlich nur mehr gähnen. Tatsächlich scheint Chiau fast so etwas wie ein neuen Trend ausgelöst zu haben. Mit Fumihiko Masuris »Ping Pong« ist bereits eine japanische Produktion ähnlicher Bauart fertig, die die optische digitale Durchdringung des Sports auf das kleinteiligere Tischtennis ausweitet.
Hand aufs Herz: Wer möchte nicht einfach einmal zwei Halbzeiten lang verfolgen, wie handelsübliche Fußbälle sich nach dem Abschlag in glühende, Haken schlagende Feuerbälle verwandeln? Oder Schnurrbart tragende Drag Kings das Leder fünf Meter über dem Boden stoppen und nach einer Reihe von schwebenden Pirouetten gekonnt einlochen?

Shaolin Kickers (Siu lam juk kau) HK 01, R: Stephen Chiau, Lee Lik-Chi, D: Stephen Chiau, Vicky Zhao, Ng Mang-tat, 92 Min. Start: 11.3.