Lieder gegen die HJ

»Wir haben gemotzt«, sagt Edelweißpirat Jean Jülich. »Wir liefen als lebende Litfaßsäulen des Widerstands in der Gegend rum. Wir waren voll aufgetakelt mit bunten Hemden und Edelweiß und Totenkopf«. Die Edelweißpiraten waren eine jugendliche Widerstandsgruppe im Köln der NS-Zeit. Immer wieder hat ihre Geschichte Diskussionen ausgelöst; Ende letzten Jahres schaltete sich der Kölner Regierungspräsident Jürgen Rothers in die Debatte ein und erklärte, für ihn seien die Edelweißpiraten nicht, wie auch behauptet, herumstreunende Kriminelle, sondern tatsächlich Jugendliche im Widerstand gewesen.
Die Edelweißpiraten sind ein Thema der am 22. April eröffneten Ausstellung im NS-Dokumentationszentrum, aber nicht das einzige: Es geht um »unangepasstes Jugendverhalten in Köln 1933 bis 1945«, so der Untertitel. Ob Navajos oder Edelweißpiraten, Sturmscharen oder Pfadfinder – die Ausstellung widmet sich zum Teil sehr unterschiedlichen Jugendgruppen, die aber eines verbindet: Sie lehnten die Hitlerjugend ab. Ein Schwerpunkt der Ausstellung ist die bisher fast völlig vernachlässigte Rolle der Mädchen. Im Mittelpunkt stehen außerdem die Lebensbereiche, in denen die unangepasste Haltung der Jugendbewegungen besonders sichtbar wird: Fahrten, Kleidung, Lieder.

Ausstellung
22.4.-22.8. und 17.11.-20.2.2005: Von Navajos und Edelweißpiraten. Unangepasstes Jugendverhalten in Köln 1933-1945. NS-Dokumentationszentrum, Appellhofplatz 23, 50667 Köln, di-fr 10-16 Uhr, sa-so 11-16 Uhr