»Wir sind überparteilich«

Wegen eines Interviews in der StadtRevue trat Björn Dietzel aus dem Vorstand des KLuST zurück. Was sagen die verbliebenen Vorstandsmitglieder dazu?

Dieses Interview war ein Fehler, wofür ich die Verantwortung übernehme«, sagt Björn Dietzel. Aufgrund seines Rücktritts aus dem Vorstand des Kölner Lesben- und Schwulentages (KLuST) veröffentlichte er am 21. Juli eine persönliche Erklärung. Das Interview gab er der StadtRevue für die Juli-Ausgabe, anlässlich des bevorstehenden CSD.

Klare Aussage

Im Verlauf des Gesprächs hatte die StadtRevue Dietzel, der als FDP-Kandidat in Porz zur Kommunalwahl antritt, nach seiner Haltung zu den rechtslastigen Kommentaren und Forderungen seiner Partei in der Flüchtlingspolitik gefragt. Und ob sich da nicht ein Widerspruch auftue: einerseits gegen Diskriminierung Homosexueller zu kämpfen und andererseits durch die FDP-Politik selbst eine benachteiligte Gruppe zu diskriminieren. Dietzel nahm kein Blatt vor den Mund. Er befürworte die Unterbringung so genannter Klau-Kids in geschlossenen Heimen und habe, so sagte er, noch nie davon gehört, »dass hier in Köln Leute angekommen sind, die auf Grund ihrer sexuellen Orientierung verfolgt werden.« Björn Dietzel lag das Gespräch vor Abdruck vor, er hat es autorisiert.
Worin nun der Fehler lag, darüber gehen die Meinungen in der Community, in der Presse und auch im KLuST-Vorstand auseinander. In der Pressemitteilung zum Rücktritt von Björn Dietzel positioniert sich der Vorstand nicht inhaltlich, sondern »respektiert den Rücktritt und dankt Björn Dietzel für die geleistete Arbeit.« Nach dem Grund für die Zurückhaltung gefragt, sagt Markus Danuser vom KLuST-Vorstand: »Der Verein ist von der Satzung her überparteilich. Doch nach dem Interview sieht es aus, als stünden wir in der rechtspopulistischen Ecke. Das war Angriffsfläche für viele unserer Mitglieder.« Damit das Pendel jetzt nicht politisch auf die andere Seite ausschlage, habe man bewusst eine neutrale Erklärung verfasst. »Obwohl es im Vorstand FDP-Mitglieder gegeben hat und gibt«, so Danuser weiter, »ist das, was die FDP in Bezug auf die unerlaubt eingereisten Personen und Klau-Kids fordert, für den KLuST nur schwer zu ertragen.«

Gute Arbeit geleistet

Matthias Eiting vom derzeit fünfköpfigen KLuST-Vorstand hätte sich »eine inhaltliche Distanzierung gewünscht, doch die Mehrheit des Vorstands war für eine neutrale Formulierung. Ich war einverstanden, denn Björn hat auch gute Arbeit geleistet.« Dietzel, der fast zwei Jahre dem Vereinsvorstand angehörte, hat maßgeblich zur Aktualisierung der kommunalpolitischen Erklärung des KLuST Ende 2003 beigetragen. Dort wird im Kapitel zu Migration auf Verfolgung wegen sexueller Orientierung hingewiesen.
Der KLuST versteht sich als Lobbyorganisation und will nicht nur überparteilich sein, sondern sich aus allgemeinpolitischen Belangen explizit heraushalten. Deshalb gibt der KLuST Stel-lungnahmen nur ab, wenn schwul-lesbische Interessen berührt sind wie beim Antidiskriminierungsgesetz, das beim CSD 2003 im Zentrum stand. Damals gab es eine enge Zusammenarbeit mit anderen Interessengruppen wie Sinti, Roma oder Menschen mit Behinderungen. »Wir unterstützen jedoch keine Parteien und Gruppierungen«, erläutert Matthias Eiting, »sondern bringen unsere Themen ein.«

Auch »pro köln« befragt

Wie fragil die angestrebte Trennung von schwul-lesbischen Interessen und politschem Kontext ist, macht nicht nur das StadtRevue-Interview deutlich, sondern auch ein anderer Text, der vor allem in der schwulen Presse in die Kritik geraten ist: Im Programmheft zum CSD wurden die Fragebögen ausgewertet, die der KLuST allen Parteien, die zur Kommunalwahl antreten, zugeschickt hatte. Einschließlich der rechtsextremistischen Gruppe »pro köln«. Pikanterweise hatte genau die vor zwei Jahren anlässlich des CSD zu einer »Mahnwache gegen den Werteverfall« aufgerufen.
Jürgen Ulrich vom KLuST-Vorstand verteidigt das prinzipielle Vorgehen jedoch: »Gerade wenn man überparteilich ist, muss man sich an gewisse Spielregeln halten. Also haben wir allen unsere Fragen zur Kommunalwahl geschickt, auch wenn wir »pro köln« ablehnen. Die sollen durch ihre Antworten selber zeigen, wie schlecht sie sind.«
Das leistet der Artikel im CSD-Programm zur Kommunalwahl jedoch nicht. Die Antworten werden darin recht lapidar wiedergegeben – natürlich hütet sich »pro köln« angesichts des Fragestellers und des Wahlkampfes, explizit homophobe Parolen zum Besten zu geben. Ein Hinweis darauf, dass »pro köln« das jedoch zu anderer Zeit bei anderen Gelegenheiten offensiv getan hat und dass die selbst ernannte »Bürgerbewegung« enge Kontakte zu NPD und Neonazis unterhält, wäre für viele LeserInnen sicher hilfreich gewesen. Schließlich wollte der Artikel »eine kleine Hilfestellung für die Wahlentscheidung am 26. September bei der Kommunalwahl geben.«

INFO
Das Interview aus der Juli-Ausgabe der StadtRevue liegt im Archiv unter www.stadtrevue.de. Über die Arbeit des KLuST kann man sich unter www.colognepride.de informieren. Unter dem Stichwort KomPol gibt es dort die kommunalpolitische Erklärung zum Herunterladen.

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