Nachtisch #30

Schulverweis für Fischstäbchen-Auflauf

Es wird Zeit, auch das Schulessen endlich an den Kriterien der Gastronomiekritik zu messen. Also etwa: Wie gut ist eigentlich das Preis-Leistungs-Verhältnis? Und stimmt die Qualität der Zutaten und deren Zubereitung? Und warum sollte ausgerechnet das, was so vielen Schülerinnen und Schülern täglich aufgetischt wird, sich diesen grundlegenden Kriterien entziehen? Warum geschieht das so selten? In den meisten Schulkantinen wird sich nur etwas zum Guten wenden, wenn man sich mehr Gedanken im Sinne einer fundierten Essenskritik macht.

 

Mittlerweile essen mehr als sechs Millionen Kinder täglich in Schulkantinen, im November 2014 fand in Berlin erstmals ein Kongress zum Thema statt. Studien wurden in Auftrag gegeben, allesamt mit dem gleichen Ergebnis: zu viel Fleisch, zu wenig Gemüse, zu ungesund. Zugleich wird auf vielen Elternabenden über die Preise für das Essen gestritten: In der Regel soll es billig sein, die Essenspreise liegen unter zwei Euro, in vielen Kommunen ist das gesetzlich so geregelt. Für knapp zwei Euro also Getränk und Tellergericht, manchmal sogar noch einen Nachtisch.

 

Dass sich so im Sinne einer ausgewogenen Ernährung mit frischen, regionalen Zutaten kaum arbeiten lässt, liegt auf der Hand. Die Folge sind Menüs, um die Kinder meist einen großen Bogen machen — oder die immergleichen Pizzen und Nudeln, um Kinder dazu zu bewegen, die oft überportionierten Teller leerzuessen. Oder auch mal Kurioses wie »Fischstäbchen-Auflauf«: Tiefkühlware in Tomatensauce, mit Käse überbacken — das ist ge­­schmacklich und unter ökotrophologischen Gesichtspunkten eine Katastrophe.

 

Natürlich gibt es Ausnahmen, etwa die Waldorfküchen: Dort wird seit langem nur mit Zutaten aus kontrolliert biologischem Anbau gekocht, Zusatzstoffe sucht man vergeblich, und Fleisch steht nur selten auf dem Küchenplan. Natürlich gibt es auch Eltern, die nicht jeden Preis zahlen können, das ist auch klar. Aber: In der Regel geben viele von uns einiges an Geld in Restaurants, Cafés oder Burger-Läden aus, 30 Euro sind schnell weg — für zwei Euro gibt es oft gerade mal die Sauce extra. Für das Essen der Kinder sind wir aber meist nur zu deutlich weniger bereit.