Desmond Morris, Judith Schalansky (Hg.): Eulen

 

Man muss nicht Zoologin sein, um an diesem braunen Büchlein Gefallen zu finden. Zwar geht es 167 Seiten lang um Brut, Balz und Gewölle. Vor allem aber geht es darum, was der Mensch in der Eule sieht. Diesem Vogel ist sein menschenähnliches Antlitz zum Verhängnis geworden: Mit den weit auseinanderstehenden, großen Augen wirkt die Eule weise, aber auch unheimlich. Dieser Widerspruch macht sie, die schon in prähistorischen Höhlenmalereien auftaucht, bis heute zum Mysterium und verkörpert sowohl bei Shakespeare als auch bei Harry Potter das Geheimnisvolle. In der griechischen Antike, so lernt man in diesem Buch, huldigte man der Eule als heiligem Tier, im Mittelalter jedoch ging die Furcht um vor dem »Hexenvogel«. Auch Heilkraft versprach man sich von ihr. So konnte man sich vor Tollwut schützen, »wenn man in der linken Achselhöhle das Herz und den rechten Fuß einer Eule trug«, berichtet der 87 Jahre alte Autor Desmond Morris, der lange Jahre als »Kurator für Säugetiere« im Londoner Zoo gearbeitet hat. Wie alle anderen Bände der Reihe Naturkunden ist auch »Eulen« reich und schön bebildert, fadengeheftet und mit farbigem Kopfschnitt — ein Buch also, das fürs Kindle nicht zu bekommen ist.

 

Matthes & Seitz, Berlin 2014, 167, Seiten, 18 €