Von Kopf zu Kopf

»more Konzeption Conception now« im Museum Morsbroich

»Die Welt ist voll von mehr oder wenigen interessanten Objekten«, schrieb der amerikanische Künstler Douglas Huebler 1969. »Ich möchte ihnen keine weiteren hinzufügen.« Ähnlich asketisch erklärte sein Zeitgenosse Lawrence Weiner: »Leute, die meine Sachen kaufen, können sie überall hin mitnehmen und nachbauen, wenn sie wollen. Wenn sie sie nur im Kopf behalten, ist das auch in Ordnung. Sie müssen sie auch nicht kaufen — sie können sie haben, indem sie sie einfach kennen.«

 

Die Reihe solcher Statements ließe sich fortsetzen. Die erste Generation von »Konzeptkünstlern« der 60er- und 70er-Jahre griff zurück auf Marcel Duchamp und seine subversive Idee des »Readymade« — des Alltagsgegenstands, der allein durch die Erklärung des Künstlers und durch die Einspeisung in den Kunstbetrieb zum Kunstwerk wird. Als Material kommt seither fast alles in Frage: Diagramme, Fotos, Texte oder Gaswolken — oft begleitet von signierten Zertifikaten.

 

Das Museum Morsbroich gehörte 1969 zu den ersten Institutionen, die diese internationale Kunstrichtung vorstellten — ermöglicht durch den kuratorischen Beitrag des Galeristen Konrad Fischer, der in Düsseldorf eine Vermittlungsplattform für die neue Tendenz gegründet hatte. Jetzt zeigt das Museum unter dem Titel »more Konzeption Conception now« nicht nur Dokumente der legendären Schau. Es untersucht vor allem, wie die Generation der in den 60er- bis 80er-Jahren Geborenen das einflussreiche Erbe »im Kopf behalten« haben und weiterdenken — nämlich sehr unterschiedlich. Einige, wie Ceal Floyer, zitieren ihre Vorläufer ganz direkt. Ihr elastisches Gummiband, das die Breite einer Wand überspannt, verweist auf die Raumvermessungen ihres Kollegen Mel Bochner. Es lässt ahnen, wie dehnbar der Begriff Konzeptkunst ist. Nicht minder selbstreflexiv die Fotoserie von Sven Johne, die die verlassenen Standplätze eines Wanderzirkus zeigt. Lyrische Bezüge finden sich bei Jorinde Voigt, die ihre Lektüre von Niklas Luhmanns »Liebe als Passion« in poetische Diagramme übertrug, und in Natalie Czechs Weiterentwicklung eines Gedichts von Arthur Rimbaud.

 

So gibt die Doppelausstellung nicht nur viel zu sehen, sondern auch zu denken. Und wem »einfach kennen« nicht reicht, der kann auch kaufen: Mit dem Erwerb des Katalogs erhält man quasi Sammlerstatus — galt der historischen Konzeptkunst doch die gedruckte Information so viel wie die Ausstellung selbst.