Wolfgang-Hahn-Preis 2015

Dieses Jahr geht die Auszeichnung an Michael Krebber und Rebecca H. Quaytman

In der Kategorie »Immer zu spät oder zu früh« ging die Auszeichnung seit jeher an den 1954 in Köln geborenen und sattsam bekannten Künstler Michael Krebber. Jetzt erhält er obendrauf auch noch den diesjährigen Wolfgang-Hahn-Preis der Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig, muss oder darf ihn sich jedoch mit der US-Amerikanerin Rebecca H. Quaytman (*1961) teilen. Krebbers für gelegentliche Auftritte oder Ausstellungen entstandene Arbeiten braucht ob ihrer mitunter schnöden Banalität kein Mensch, wohl aber liefert der an ihnen oder auch an den Attitüden Krebbers sich entzündende Diskurs verstörend subversive Volten, die vereinbarte Sichtweisen auf den Kunstbetrieb, das Künstlerdasein und die Gattung Malerei überzeugend zur Disposition stellen.

 

Hierin dürfte auch die Schnittmenge mit Quaytmans Arbeit bestehen. Auch sie verhandelt die Malerei als das zur Schau gestellte Problem, wobei erst einmal offen bleiben kann, ob die Malerei ein Problem hat oder selbst eins ist. In aufwendigen Verfahren überträgt Quaytman fotografische Vorlagen mit Siebdruck auf Leinwände und erzeugt eine exquisite Oberfläche. Für konkrete Ausstellungskontexte werden diese Serien als fortlaufender Erzählfluss zu Kapiteln zusammengefasst. Augenscheinlich wird hier mit rekursiven Strukturen gearbeitet, bei der die Kunst auf die Verdopplung durch Theorie angewiesen ist.

 

Beizeiten hat sich für beider Tun die Kennzeichnung »Transitive Malerei« etabliert, bei der die Institutionskritik der 90er Jahre in die Praxis der Malerei aufgenommen wird und die Arbeit durch das jeweilige soziale Netzwerk informiert erscheint. Die Seriosität von Quaytmans Anliegen wurde nie in Frage gestellt, was für Krebber nicht in gleichem Maße gilt. Zumal er dies für sich auch nie eingefordert hat. Die beiderseitige Wertschätzung ist verbrieft, gemeinsame Ausstellungen und Überschneidungen im Bekanntenkreis sind gegeben.
Sprunghaft rheinische Nonchalance trifft demnach auf poetisch aufgeladene amerikanische Institutionsbefragung und verspricht ein spannendes Duett. Hoffentlich nicht nur für den Inner Circle der Bescheidwisser.

 


Wolfgang Hahn Preis für Michel Krebber und R.H. Quaytman,
Museum Ludwig, 15.4.–30.8., Preisverleihung und Eröffnung:
14.4. um 19 Uhr am Vorabend der Art Cologne