Back in Town

Markus Lüttgen ist der jüngste Neuzugang in der Kölner Galerienszene

Schmal, sehr schmal ist das Haus in der Schaafenstraße, in dem Markus Lüttgen Ende Januar eröffnet hat. Steht man in den Galerieräumen, erweisen sie sich als erstaunlich groß, klar proportioniert und gut beleuchtet. Für Lüttgen sind sie »ein großer Glückgriff«: 1993/94 wurde das gründerzeitliche Wohn- und Geschäftshaus nach Plänen von O.M.Ungers dezent umgebaut und war seitdem Adresse einiger Galerien.

 

Hier also präsentiert der 1968 geborene, aus Berlin ins Rheinland zurückgekehrte Lüttgen erstmals ein eigenes Programm, obwohl er seit 25 Jahren im Galeriebetrieb arbeitet — und in Köln kein Unbekannter ist. 1989 begann er bei Tanja Grunert (»Zweieinhalb Jahre blanken Wahnsinns, der aber wirklich toll war!«), wechselte nach Düsseldorf zu Hete Hünermann, kam 1996 zurück nach Köln zu Johnen + Schöttle. Für Jörg Johnen betreute er in Berlin ab 2004 die Johnen Galerie, parallel betrieb er mit Robert Meijer seit 2008 das Projekt »Lüttgenmeijer«, dass fast sieben Jahre Bestand hatte.

 

Vom mächtigen, euphorischen Berlin-Zauber, der die Kunstszene und auch Lüttgen in den aufregenden Nullerjahren anzog, ist für ihn nicht mehr viel übrig. Und waren es vor zehn Jahren eine »traurige Enge« und Lethargie, die er in Köln wahrnahm, so sieht er jetzt Veränderung, ein »freies Feld«, eine neue Kraft und Intensität. Nicht allein das Engagement junger Galerien und  Institutionen trage dazu bei, auch der Austausch sei verbindlicher und die gegenseitige Beachtung eher gegeben.

 

13 Namen stehen derzeit auf Lüttgens Künstlerliste, Erweiterungen nicht ausgeschlossen. Mit allen, die meisten sind Anfang Dreißig bis Mitte Vierzig, hat er schon in Berlin gearbeitet. Wenn sie etwas verbindet, ist es eine Nähe zum Konzeptuellen — und sei es in der ironisch-anspielungsreichen Variante des Malers Matt Conners, den Lüttgen während der Art Cologne zeigt. Schrift und Text sind neben Bildern (und Bildern über Bilder) wesentliche Elemente in den Arbeiten vieler seiner Künstler, das Archiv (als Idee und Möglichkeit) ist ein wiederholt auftauchendes, den Galeristen faszinierendes Thema.

 

So sperrig derartige programmatische Aussagen und Aussichten anmuten, Lüttgen ist um Balance bemüht: »Ich mag gerne was für den Kopf, ich brauche aber auch etwas, dass mich visuell anspricht.« Mehr noch, er möchte seine Galerie öffnen, mit Filmen, Vorträgen, Musik (nichts ist ausgeschlossen) das Spielfeld erweitern. Es gilt, eine schöne Chance zu nutzen.

 


Markus Lüttgen, Schaafenstr. 43, Mi 14–18, Do+Fr 12–18, Sa 12–16 Uhr
aktuell: Matt Conners, 13.4. bis 30.5.
Auf der Art Cologne ist die Galerie im Förderprogramm »New Contemporary« vertreten