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Kim Gordon: »Girl In A Band«

Eigentlich ist »Girl in a band« die Geschichte einer gewöhnlichen Scheidung. Beide sind in den mittleren Fünfzigern, als er sie für eine Jüngere verlässt. Nur dass es sich bei den beiden um das Indie-Traumpaar schlechthin handelt: Thurston Moore und Kim Gordon von Sonic Youth. Grund genug für Gordon, die eigene Lebensgeschichte zu erzählen — vom Aufwachsen in einer liberalen, kalifornischen Akademikerfamilie, über den No-Wave-Underground im New York der frühen 1980er bis zur künstlerischen Frührente als Indie-Rolemodel. »Girl In A Band« ist ein Pageturner. Hinter jeder Seite lauert eine weitere Begegnung mit einem Underground-Star, egal ob Mike Kelley, Kurt Cobain oder William S. Burroughs — ein Buch wie eine Bandkarriere. Ähnlich wie die Musik von Sonic Youth mit Kunstzitaten gespickte, aber letztlich doch sehr herkömmliche Rock­musik ist, ist aber auch »Girl In A Band« eine linear und ex­perimentierfrei erzählte Autobiographie geworden. Die Anekdoten sind natürlich sorgfältig ausgewählt und die Begegnungen wirken nicht immer so ganz zufällig. In »Girl In A Band« siegt das Kuratorentum über das Experiment.

 


Kim Gordon, »Girl In A Band«,
Kiepenheuer & Witsch, Köln 2015, 352 S., 19,99 €