Eis mit Stil

Schoko, Vanille, Erdbeer — das ist die kulinarische Trikolore, mit der Kinder derzeit in den Eiscafés und vor den Eiswagen den Sommerspaß mit Radau einfordern. Ganz zurecht! Es ist völlig falsch, diese Geschmacksrichtungen als langweilig oder gar kindisch abzutun. Gerade diese Sorten — Zitrone gehört auch noch hinzu — sind es, die verlässlich Auskunft geben über die Qualität eines Eisprogramms. 

 

Ach, es gibt so fürchterliches Vanilleeis. Zum Glück erkennt man es oft aber schon optisch daran, dass es ins Elfenbeinfarbige changiert. Und so, wie gutes Zitroneneis niemals »sauer« und gutes Erdbeereis niemals »süß« schmeckt, sollte Schokoladeneis etwa anderes sein als ein zur Eiskugel geform-ter Schokoriegel. Und Eis am Stiel ist, kulinarisch betrachtet, fast immer Eis ohne Stil.

 

Leider erlebt man das aber oft, und es ist jammerschade, dass sich Eisverkäufer mit gutem Bio-Eis so selten an den Plätzen für den Sommer zeigen. Bei ihnen nämlich kann man Eis als Delikatesse kennenlernen. Wenn man über gutes Eis redet, kann man es zunächst am besten bestimmen, indem man sagt, was nicht drin ist: Konservierungsstoffe, Geschmacks-verstärker, Frucht-Öle oder -Aromastoffe, auch keine sogenannten »natürlichen Aromen«. Die plumpe Opulenz bleibt den Industrieprodukten vorbehalten: All die Schokostückchen, all die Kekskrümel, die doch nur die konzeptionelle Ratlosigkeit und die Anbiederung an einen vermeintlichen Massengeschmack darstellen. Den kennt man als Eis-Eimer aus dem Supermarkt oder von der Tanke: nicht nur Fett, Zucker und aufdringliche Aromastoffe hausen darin, sondern immer auch sinnlose Gimmicks aus den Süßwarensortimenten der großen Konzerne. 

 

Es ist aber auch unnötig beim Eis einem Purismus und der aromatischen Enthaltsamkeit das Wort zu reden. Eine noch nicht allzu lange abgeflau-te Mode ist es, Vanilleeis mit gutem Kürbiskernöl zu servieren — das ist, sparsam dosiert, eine witzige Angelegenheit. Man kann aber auch mal mit Olivenöl oder Rosmarin oder Dill herumfuhrwerken. Das ist auch nicht verrückter als Pfeffer auf Erdbeeren zu geben. Kinder machen da meist auch gerne mit (aber dafür ist die Kollegin Simone Scharbert weiter hinten im Heft zuständig!).

 

Jetzt wurde noch gar nicht über die epidemische Kinderverarschung »Schlumpfeis« geredet? Stimmt. Aber es sollte ja auch sommerlich beschwingt und frohgemut zugehen. Einen schönen Sommer allerseits!