Niklas L. Niskate:

 

Privatnachrichten an Lem. Gedichte

 

Die »Wagner-Debatte« in Sachen Buchpreisverleihung findet zu keinem Ende; ein Grund mehr, genau jetzt zu den Lyrikbänden zu greifen, die in kleineren Verlagen beheimatet sind: Wie etwa Niklas L. Niskates »Privatnachrichten an Lem«, die in der Kölner Parasitenpresse erschienen sind und mit zwanzig Gedichten samt Illustrationen scheinbar übersichtlich daherkommen. Aber eben nur scheinbar: Sprachspiel und innerer Monolog oszillieren zwischen Bestandsaufnahme und eigenartiger Verlorenheit, finden sich wieder im »nanotechnoregen«, in »postoperativen sequenzen des schweigens« oder beschwören die »selbstreferenzielle einszelle«. Niskates Texten ist eine dichte Atmosphäre immanent, die Gedichte arbeiten mit Klangfarben und zeigen dem Leser einen Bewusstseinskosmos, der auch auf Wiederholung setzt. Ob Lem dabei als Alter ego oder direkter Ansprechpartner fungiert, bleibt schlussendlich offen — und das ist auch gut so, denn »seifenblasen über den köpfen formen uns // farbmuster, lem, halten die zeit zwischen den zentren an.«

 

Parasiten Presse, Köln 2015, mit Illustrationen von
Marina Friedrich und einem Foto von Giovi, 52 Seiten, 9 €