Feminismus und ein bisschen Show: Tarik Tesfu?| Foto: Manfred Wegener

Gender Studies auf der Straße

Der Kölner Tarik Tesfu ist schwarz, schwul und

der neue Star unter den ­feministischen Bloggern

Können Männer Feministen sein? »Ich würde mich jetzt nicht als Vorreiter bezeichnen«, sagt Tarik Tesfu. »Die Themen, die ich behandle, sind im Grunde uralt. Viele tolle Menschen vor mir haben sich dazu schon Gedanken gemacht.«

 

So bescheiden! Der 29-jährige Kölner Video-Blogger ist hierzulande ein Novum in der feministischen Blogosphäre – aufgrund seiner Hautfarbe (schwarz) und seiner Sexualität (schwul). Tesfu betreibt den YouTube-Kanal »Tariks Genderkrise« und zieht dafür als »Gender-Messias« durch die Straßen der Stadt. Zusammen mit einem Kameramann, einem Cutter, einer Typografin und einer befreundeten Lektorin erstellt er jede Woche Videos für seine Webserie. Darin setzt Tesfu sich mit dem alltäglichen Unbehagen der Geschlechter auseinander. Sexismus, Homophobie oder Rassismus werden von Tarik humorvoll und verständlich in Szene gesetzt. »Meine ganze Aufmachung soll Menschen ansprechen, die nicht in der ­Thematik drinstecken«, sagt er gutgelaunt.

 

Tarik Tesfu  bringt die Gender Studies auf die Straße. Sein Studium hat er an den Nagel gehängt. Bevor Tesfu wegen eines dreimonatigen Praktikums nach Köln gekommen ist, studierte er in Wien Publizistik- und Kommunikationswissenschaften sowie Gender Studies im Nebenfach. Schnell war ihm klar, dass er beide Fächer verbinden wollte. Das ist ihm mit »Tariks Genderkrise« gelungen. Folgen über Kölns Umgang mit Homosexuellen (»In The Gay-Ghetto«) oder über Asexualität (»Du willst es doch auch — nicht!«) belegen das. Neu sind die Themen zwar nicht, die der gelernte Erzieher in seiner Sendung behandelt, dafür überrascht das Format durch die lockere Präsentation von ernsthaften Inhalten. Gefördert wird das Projekt von der Film- und Medienstiftung NRW sowie der Düsseldorfer European Web Video Academy, die junge, noch unbekannte YouTube-Talente finanziell und praktisch zu unterstützt. Mit wachsendem Erfolg: »Bisher kommen die Videos gut an«, sagt Tesfu. »Aber es muss noch viel passieren, damit das Projekt größer wird.«

 

Einige Vereine haben Tesfu schon angesprochen, auch an der Schule würde er gern Aufklärungsarbeit leisten. »In den Videos ist natürlich auch viel Tarik-Show«, bekennt er. »Aber oberste Prämisse ist auf jeden Fall der Wunsch nach Veränderungen.«

 


Infos und Videos von Tarik Tesfu gibt es auf facebook.com/tariksgenderkrise