Gefahren der Genmanipulation: Protest vor der Bayer-Hauptversammlung | Foto: CGB

Koordination der Lang­atmigen

Seit mehr als 30 Jahren überwacht die »Coordination gegen Bayer-Gefahren« den Chemie-Konzern

Eine Handvoll Protestler im Bienenkostüm, Flyer-verteilende Pillengegnerinnen, mahnende Transparente: Es ist Ende Mai und auf dem Messegelände in Deutz ist wieder Bayer-Hauptversammlung.

 

Wie jedes Jahr ist auch Philipp Mimkes vor Ort. Mit der Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) kämpft der 48-jährige Physiker seit 1994 gegen den Bayer-Konzern. Die CBG mit Sitz in Düsseldorf ist in vierzig Ländern vernetzt und unterstützt Einzelpersonen und Verbände in der Auseinandersetzung mit dem Chemieunternehmen.

 

Bayer wird von vielen Gruppen  kritisiert. Imker und der BUND behaupten, dass ein Bayer-Pestizid für das Bienensterben mitverantwortlich sein soll. In Deutschland, den USA und Frankreich berichten Frauen von Thrombosen und Lungenembolien durch neuere hautverschönernde Anti-Baby-Pillen von Bayer. Der BUND kritisiert zudem die Verwendung von Polyurethanen in Kosmetik — winzige Plastikkugeln, die von den Kläranlagen nicht gefiltert werden und somit in die Gewässer gelangen. Dieses Mikroplastik stellt auch Bayer her. Die CBG unterstützt die Bayer-Kritiker etwa dadurch, dass sie ihnen über den Dachverband der Kritischen Aktionäre ein Rederecht auf der Bayer-Hauptversammlung verschafft.  

 

Die Homepage der CBG ist zudem eine wichtige Informationsquelle über den Bayer-Konzern. »So gut wie jeder, der nach kritischen Informationen zu Bayer sucht, stößt auf unsere Seite«, sagt Philipp  Mimkes nicht ohne Stolz. Das Infomaterial wird laufend aktualisiert, auch wenn das Layout der Website nicht auf dem neuesten Stand ist. »Die Kapazitäten sind eben begrenzt«, so Mimkes, der der einzige Hauptamtliche Mitarbeiter bei der CBG ist. Die Organisation ist in hohem Maß auf Förder- und Spendengelder angewiesen, seit den Achtzigerjahren wird ihr die Gemeinnützigkeit verwehrt, was die finanzielle Situation noch schwieriger macht. So dürfen die Aktivisten der Coordination zum Beispiel keine Spendenbescheinigungen ausstellen, Zuwendungen können daher nicht von der Steuer abgesetzt werden. »Das war damals keine juristische, sondern eine politische Entscheidung«, ist sich Mimkes sicher.

 

Dass sich ein langer Atem im Kampf gegen Bayer trotzdem auszahlen kann, zeigen bisherige Erfolge, zu denen auch die Arbeit der CBG beigetragen hat: In den USA hat der Konzern bereits Entschädigungszahlungen in Milliardenhöhe an pillengeschädigte Frauen gezahlt. Eine bereits gebaute Kohlenmonoxid-Pipeline des Bayer-Konzerns zwischen den Werksstandorten Dormagen und Krefeld darf aufgrund verfassungsrechtlicher Bedenken vorerst nicht in Betrieb genommen werden. Und auch die Kooperation von Bayer und der Uniklinik Köln steht in der Diskussion. Die CBG hatte 2011 geklagt, dass eine öffentliche Institution wie die Uni Köln Verträge mit Wirtschaftsunternehmen offenlegen müsse. Die Klage wurde damals vom Verwaltungsgericht Köln abgewiesen. Ein Berufungstermin ist für August angesetzt.