Super-Power-Magic-Gaga!

Kennen Sie Moringa? Goji und Acai? Maca? I wo! Das sind keine Top-Stürmer, die ihrem Lieblingsverein ab Bundesligastart beim Toreschießen helfen sollen! Das ist modisches »Superfood«. Es wird jetzt immer öfter in Bioläden, an Feinkosttheken und übers Internet vertrieben. Es ist derzeit ein einträgliches Geschäftsmodell. Es heißt, Super Food mache uns gesünder, agiler, ausgeglichener. Von den Früchten eines »magischen Wunderbaums« wird fantasiert, von »Power-Beeren« oder gar »aphrodisierenden Sex-Knollen«.

 

Das passt. Immer neue -Mangelerscheinungen diagnostizieren Pharmakonzerne und ihre Handlanger in der Lebensmittelindustrie — um uns sogleich die letzte Rettung in Form von »Functional Food« und Nahrungsergänzungsmitteln aufzuschwatzen. Aber auch unter der Flagge ganzheitlicher Ernährung wird heute hart an jenem Wind gesegelt wird, der ein brachialer Furz kommer-zieller Interessen ist. Die PR-Kampagnen der Lebensmittelindustrie und der Öko-Branche eint, dass sie Ernäh-rung als -Problem darstellen. Beim Konsumenten verkehrt sich so irgendwann bewusste Ernährung in Hypochondrie, Essstörung und Genussfeindlichkeit. Oder einen trostlosen Speiseplan, der nur noch Gebrauchsanleitung zur Selbstoptimierung ist. 

 

Man tischt uns den Unsinn auf, dass ausgewogene Ernährung mit gängigen Lebensmitteln nicht möglich sei. Wer frisch kocht, wer ausreichend Gemüse und Obst isst, wer zwischen Hunger und Appetit unterscheiden kann und Zucker, Fett und Aromastoffe meidet, der benötigt aber weder »Nahrungsergänzungsmittel« noch irgendein »Super Food«. Statt Kindern Internet und Börse einzutrichtern, sollten Kitas und Schulen ihnen eine vernünftige Ernährungsweise und die Zubereitung einer Mahlzeit beibringen. 

 

Wir sollten dankbar sein, in einem Teil der Erde zu leben, wo es einfach ist, gesund zu essen. Wir brauchen keine Vitamintabletten. Wir brauchen aber auch keine autochthonen Zauber-Beeren oder Gestrüpp vom Wunderbaum. Dass die tatsächlichen Leistungen von Super Food die Versprechen nicht einlösen, rückt sie dann übrigens nicht nur dem Namen nach in die Nähe hysterischer Fußballer-Transfers, über die man bereits kommende Saison den Kopf schütteln wird.