Monolith trifft migrierende Pflanze

 

Auf der Suche nach Widerständigem: Ein Besuch bei Köln Skulptur #8

Kunst lebt von ihrer permanenten Selbstüberforderung. Sie will (muss, soll) stets mehr kritisieren, analysieren, greifbar oder anschaulich machen als sie kann, will sie ihren eigenen Relevanzansprüchen genügen. So werden die harten, großen und meist komplexen Themen der Gegenwart versuchsweise in Bilder und Metaphern übersetzt. Ob diese transportieren, was ihnen von Künstlerseite auferlegt wurde, oder einen ganz anderen Eigensinn entwickeln, ist die von Werk zu Werk stets neu zu prüfende Frage. 

 

Ein attraktiver Ort, um diesem Spannungsverhältnis nachzugehen, ist der Kölner Skulpturenpark an der Zoobrücke. 1997 als Privatinitiative eröffnet, wird diese halböffentliche, halbidyllische Anlage alle zwei Jahre neu eingerichtet. Der diesjährige Kurator, Thomas D. Trummer, hat aus dem umfangreichen Bestand und neuen Werken die Freiluftausstellung »Köln Skulptur #8« arrangiert: Gezeigt werden 45 Arbeiten, davon sieben Neuzugänge, die einen breit gefächerten, im besten Sinne abwechselungsreichen Überblick zu gegenwärtiger Skulptur und In-stallation unter den besonderen Bedingungen und Möglichkeiten eines Parks bieten. 

 

»Skulpturen sind widerständige Setzungen und keine Schmuckinseln« — unter diese klarkantige Leitlinie hat Trummer »Köln Skulptur #8« gestellt. Aber funktioniert ein derartiges Entweder-Oder? Ein Blick auf einige Neuzugänge: Ist Santiago Sierras schwarzer Monolith mehr als ein sachlich-selbstbezügliches Monument? »583 Stunden Arbeit« verkündet die glänzende, aber schlampig montierte Beschriftung, solange dauerte seine Herstellung. Ist Lois Weinbergers wie ein rüder Schnitt geführte, gut platzierte, in einem Erdhaufen endende Furche als Brache für angewehte Pflanzensamen eine brauchbare Metapher für (gelingende) Migration? Stellen sich Fragen nach Zugänglichkeit oder Ausschluss angesichts der beiden von Edith Dekyndt dezent-ansprechend mit Kupferfolie markierten Parktore dringender? Oder bei Tom Burrs Arbeit »No Access«, 26 schwarz spiegelnden Blicksperren, einem ebenso coolen wie schmucken Irrgarten im Displaylook? 

 

Wie zwei offene Bedeutungspielfelder nehmen sich die mit allerlei Privatpiktogrammen versehenen Bänke Matt Mullicans aus. Auf ihnen darf man auch Platz nehmen. Ein geeigneter Ort, um über den schönen Möglichkeitsraum zwischen widerständiger Setzung und Schmuckinsel nachzusinnen.