Xenorama Praevisualisierung, Foto: Xenorama

Mehr Panels, mehr Party, mehr Partizipation

Das zweijährig stattfindende Cityleaks Festival geht in die dritte Runde.

Warum das Urban-Art-Fes­tival diesmal auf die rechte Rheinseite lockt,

erzählt Festivalleiterin Iren Tonoian im Interview

Das Motto des 3. Cityleaks Festivals lautet »Die Stadt, die es nicht gibt«.
Was hat es damit auf sich?

 

Das ist ein Zitat aus einem Lied von Hildegard Knef, »Im achtzigsten Stockwerk«, und der Untertitel des diesjährigen Festivals. Gemein-sam mit den Künstlern, aber auch den Bürgern wollen wir urbane Utopien entwickeln: Jeder hat ja eine andere Vorstellung davon, wie die Idealstadt auszusehen hat.

 

Was hat sich seit der ersten Ausgabe im Jahr 2011 geändert?

 

Die wichtigste Veränderung ist sicherlich die kuratorische Ausweitung. Wir haben als Mural-Festival angefangen, zeigen aber mittlerweile viele weitere Facetten der Public Art, von Performances über Installationen bis hin zu Licht-Art. Das war schon bei der zweiten Ausgabe 2013 zu spüren. In diesem Jahr kommen noch viele partizipative Angebote dazu. Als Festivalmacher wollen wir die aktuellsten Positionen und Entwicklungen zu zeigen.

 

Welche Relevanz hat eine Veranstaltung wie das Cityleaks Festival für Köln?

 

Durch das Festival kommen alle zwei Jahre Künstler aus der ganzen Welt nach Köln und teilen uns ihre Sicht auf die Welt an großen Hausfassaden mit. Die Kunst ist für jeden zugänglich, egal, aus welcher Gesellschaftsschicht. Auch wenn die meisten der Wände, die wir gestaltet haben, eigentlich temporär sein sollten, haben die wenigsten Eigentümer die Murals überstrichen. So prägt das Festival nachhaltig das Stadtbild.

 

Etwas anders verhält es sich mit den partizipativen Perfomances, die ja situativ-flüchtig in den Stadtraum eingreifen. Jede Arbeit hat ihre einfachen und ihr schwierigen Momente. Ein großes Mural ist zum Beispiel sehr kostenintensiv. Bei partizipativen Projekten muss man Leute finden, die mitmachen wollen. Für viele Projekte wie zum Beispiel »bodies in urban spaces« der Willi-Dorner-Company suchen wir nicht nur Laien, sondern auch Professionals. Das stellt uns immer wieder vor das Problem, dass wir nicht das Budget haben, die Teilnahme adäquat oder überhaupt zu entlohnen.

 

Wie finanziert sich das Festival?

 

Wir haben natürlich einen Eigenanteil, den wir einbringen. Außerdem stellen wir Förderanträge und suchen Sponsoren. Von Jahr zu Jahr wächst mit unserer Bekanntheit auch unser Budget, aber dennoch ist das Geld meist knapp.

 

Habt ihr deshalb diesmal eine Crowdfunding-Kampagne auf Startnext gestartet?

 

Wir bekommen leider immer noch nicht die Fördermittel, die wir beantragen, wollen aber auf gar keinen Fall für Angebote des Festivals Eintritt verlangen, die Führungen ausgenommen. Deswegen haben wir uns für Crowdfunding entschieden. Wir haben den Zuschlag für das Kupferwerk in Mülheim bekommen, wo zuletzt auch das Photobook Museum gastierte und wir unsere Festivalzentrale einrichten werden. Die große Halle und die dadurch gewachsene Indoor-Ausstellung stellen uns vor eine größere finanzielle Herausforderung als erwartet. 

 

Ihr werdet zum ersten Mal die andere Rheinseite großflächig bespielen.
Was hat euch zu diesem Schritt bewegt?

 

Cityleaks versteht sich ja auch als Festival für Stadterforschung. In Mülheim ist es gerade ziemlich am brodeln. Der Strukturwandel ist an jeder Ecke zu spüren. Für uns ist es der richtige Moment, um dorthin zu gehen.

 

Mülheim ist längst kein unbestelltes Kulturfeld mehr, trotzdem tun sich einige Linksrheiner noch schwer mit der Fahrt über den Rhein. Da unser Festival tatsächlich zu achtzig Prozent dort stattfindet, müssen die Leute einfach nach Mülheim kommen. Davon gehe ich auch aus! Mülheim ist — genau wie Ehrenfeld vor City-leaks — kein unbeschriebenes Blatt mehr. Wir sind auf viele Kunst- und Kulturräume, Veranstalter und Kreative zugegangen und kooperieren mit etablieren Locations wie dem Kunstwerk, dem Carlsgarten, dem Schauspiel oder dem Gebäude 9, aber auch mit kleineren Räumen wie der Siebdruckwerkstatt Alexandra Lenz oder mit der Geschichtswerkstatt Mülheim.

 

Neu ist auch der »Cityleaks-Kongress« Ende August.
Was hat man sich darunter vorzustellen?

 

Die Idee ist, Urbanität nicht nur zu leben, sondern auch zu thematisieren. Auf dem Kongress wollen wir mit Experten sprechen, das sind Wissenschaftler, Journalisten und Künstler. Gemeinsam gehen wir der Frage nach, was Kunst im urbanen Raum bedeutet und wie überhaupt Räume definiert werden. Es wird Vorträge geben, aber auch Spaziergänge und Labore. Das ist vielleicht die zweite, wichtige Veränderung, die Cityleaks seit der ersten Ausgabe durchlaufen hat: Wir haben nicht nur viel mehr partizipative Projekte im Programm, sondern unterfüttern die Praxis auch mit einer Portion Theorie.

 


Cityleaks Festival
1.–20.9., diverse Orte
Programm: cityleaks-festival.com
Festivalzentrale: Carlswerk, Kupferwerk, Schanzenstr. 6–20
Vernissage: 5.9. ab 19 Uhr, Cityleaks-­Zentrale
Finissage: 19.9., 19 Uhr, Cityleaks-­Zentrale
CityLeaks Block Party: 12.9., Gewerbehof Deutz-Mülheimer-Str. 127
Kongress: 28.–30.8., Cityleaks-Zentrale