Wilder Stil

HipHop-Film: »Status Yo!« von Till Hastraiter

Versucht sich ein deutscher Regisseur an der glaubwürdigen Realisation eines Generations- oder Subkultur-Films, geht gemeinhin alles schief. Anders bei diesem Kleinod aus den Straßen Berlins. Wo sonst Film- und Seriensternchen nach glamouröser Authentizität heischen, regiert im Langfilmdebüt von Till Hastraiter, das produziert wurde von der Kölner Firma Discofilm, ein forscher Dokurealismus, dem man jedes seiner Bilder auch abnimmt. Wackelige Handkamera an, beeindruckende Laiendarsteller vor die Linse, den Beton der Großstadt noch einmal abgeschmeckt, Fokus auf den lebendigen Berliner HipHop-Underground und los geht’s.
Mit der multikulturellen Künstler-Crew »Pflegerlounge« begibt man sich auf eine 24 Stunden lange Odyssee: Eine Party will organisiert, ein Musikvideo gedreht, ein Beziehungsstreit gelöst werden. Millimeternah an den Figuren pulsiert der Film, doch die 120 Minuten gehen nicht nur in der Subkultur auf. »Status Yo!« ist kein Film in der Musikszene-Blase: Konflikte mit traditionalistischen türkischen Eltern, Konfrontationen mit Nazi-Skinheads und Arbeitslosigkeit finden genauso Platz wie hemmungslose Partys, der lustige Kiff oder alltägliches Freud und Leid brotloser Rap-Kunst.
Richtig war dabei die Entscheidung, postmodern zwanzig Erzählknäuel miteinander zu verknoten und Fragmente anstatt geschlossener Geschichten zu erzählen. Zwar nimmt das dem Film die schlüssige Dramaturgie und überlädt ihn fast, doch anders lässt sich eine Subkultur nicht umfassend dokumentieren, schon gar nicht fiktional. HipHop als Kunstform lebt sowieso in der Spannung zwischen einer grauen Wirklichkeit und ihrer egomanisch performten Übertreibung und Beweihräucherung.
Zeigt man beide Seiten dieser Medaille, kümmert sich zuerst um die Figuren und dann um die Hipness, und entscheidet sich, die zahlreichen MCs, Breakdancer, Graffiti-Sprayer und DJs die Dialoge frei nach ihrem Mundwerk improvisieren zu lassen, dann kann das in seiner Summe auch mal im deutschen Kino verdammt gut gehen – das belegt »Status Yo!«.


Status Yo! (dto) D/CH 04, R: Till Hastreiter, D: Sera Finale, Jan Eq, Pepi, 123 Min. Start: 4.11.